Climate Box - Warum der Klimawandel alle betrifft - Good Practice

Der Schutz unseres Planeten ist die zentrale Herausforderung der kommenden Jahrzehnte. Die Informationen zum Klimawandel sind oft sehr komplex und erreichen nicht alle. Wo soll man anfangen und wie? Hier sind praktische Ansätze gefragt. Wie das gelingen kann, das zeigt die Partnerschaft Climate Box vom BUPNET (Bildung und Projekt Netzwerk GmbH) aus Göttingen. 

Rund um den Klimawandel gibt es viele Aktionen und Debatten. Nicht immer ist dabei klar, was erreicht werden soll und worum es wirklich geht. Das liegt auch daran, dass die Informationen oft sehr komplex sind. Dies kann den Eindruck vermitteln, der Klimawandel würde unsere eigene Lebenswelt nicht unmittelbar betreffen. 

Da der Schutz unseres Planeten jedoch die zentrale Herausforderung der kommenden Jahrzehnte darstellt, ist es wichtig, alle Bürgerinnen und Bürger für das Thema zu sensibilisieren und sie in die Lage zu versetzen, über ihren persönlichen Beitrag zum Klimaschutz und ihren ökologischen Fußabdruck nachzudenken. Gefragt sind gute Ideen und praktische Ansätze, die auch diejenigen erreichen, die keinen Zugang zu notwendigen Informationen haben und nicht wissen, wie oder wo sie anfangen sollen. Doch wie kann das gelingen?

Dass auch kleine Dinge etwas bewirken können, zeigt die Partnerschaft Climate Box, die das „Bildung und Projekt Netzwerk (BUPNET)“ aus Göttingen von Oktober 2020 bis September 2022 gemeinsam mit Partnern aus Belgien, Bulgarien, Italien, Österreich und Spanien umsetzte. Das Ergebnis: eine Box voller wertvoller Anregungen zu klimarelevanten Alltagsthemen. Die Box enthält Bildungsmaterialien, die helfen, benachteiligte Zielgruppen anzusprechen, um sie in maßgeschneiderte Angebote zum Klimawandel einzubeziehen. Der Schwerpunkt liegt auf alltagstauglichen Basisinformationen. Sie führen in die Klimaproblematik ein und verdeutlichen, wie persönliche Entscheidungen und Verhaltensweisen konkret zum Klimaschutz beitragen können. 

Die Cimate Box bündelt kleine, gebrauchsfertige Lerneinheiten mit Aktivitäten und Materialien, die sowohl im Präsenzunterricht als auch online einsetzbar sind. Alle Einheiten funktionieren auch in Kursen, die sich nicht originär mit dem Klimawandel befassen, zum Beispiel in Sprachkursen und Arbeitsmarktprogrammen. Sie lassen sich leicht an unterschiedliche Zielgruppen und Lernbedürfnisse anpassen, wobei die vorgeschlagenen Maßnahmen einzeln oder in beliebiger Reihenfolge eingesetzt werden können. Zu jeder Aktivität werden Angaben zu Dauer, Sprachniveau und Informationstiefe gemacht, um die Auswahl zu erleichtern. Zudem enthält ein ergänzender Leitfaden Vorschläge, wie klimarelevante Themen auf aktivierende Weise behandelt werden können. Er fasst die Erfahrungen, Erkenntnisse und Empfehlungen der an der Testphase beteiligten Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner zusammen und bietet konkrete Beispiele für die eigene Anwendung der Climate Box.

Gute Erfahrungen in der Kursarbeit

„Angeregt durch die Climate Box haben wir in unseren Deutschkursen das Thema Ernährung unter Klimagesichtspunkten diskutiert“, berichtet Sabine Wiemann, Koordinatorin des Projekts bei BUPNET. Eine Gruppe beispielsweise bestand aus zehn Frauen aus Syrien, Afghanistan, Somalia und der Türkei, die alle sehr am Thema Ernährung interessiert waren. „Um eine Verbindung zum Klimawandel herzustellen, tauschten wir uns über Lieblingsrezepte und Zutaten aus und fragten uns, ob diese in Deutschland leicht erhältlich sind. Daraus entspann sich eine Diskussion über das Lebensmittelangebot in den Heimatländern der Frauen im Vergleich zur Auswahl in Deutschland“, ergänzt Wiemann. Anschließend wurden die Klimarelevanz der Lebensmittelauswahl sowie schädliche Folgen des Transports und des damit verbundenen Treibstoffverbrauchs diskutiert.

Die Tools der Climate Box lieferten dazu die Inspiration. Wiemann betont: „Die Lernenden haben Listen mit importierten Lebensmitteln und Produkten aus regionaler Landwirtschaft erstellt. Diese dienten als Grundlage für die Analyse der eigenen Lieblingsrezepte und die Erstellung von Einkaufslisten, um möglichst klimafreundliche Rezepte zuzubereiten.“ Ein Besuch auf dem Wochenmarkt wurde genutzt, um die Händler/-innen nach der Herkunft ihrer Ware zu fragen und Preise zu vergleichen. Dort wurde dann auch eingekauft – regionale Produkte für ein traditionelles afghanisches Gericht, das gemeinsam gekocht wurde. Nicht nur für Sabine Wiemann war es ein besonderer Abend, der allen viel Spaß gemacht hat.

Ihrer Ansicht nach könne nicht erwartet werden, dass Menschen aus benachteiligten Verhältnissen von sich aus nach klimarelevanten Themen suchen, diese in ihrer Komplexität verstehen und sich aktiv an Klimaschutzmaßnahmen beteiligen. Die Climate Box biete Bildungsmöglichkeiten für diejenigen, die weniger Chancen haben, sich klimarelevantes Wissen anzueignen: sei es in Bezug auf Energie- und Lebensmittelkonsum, Wassernutzung, Müllvermeidung oder Kleidungs- und Mobilitätsentscheidungen. Durch unterhaltsame und leicht verständliche Lernmaterialien werden die Anwender/-innen in die Lage versetzt, klimafreundliche Verhaltensweisen in ihren Alltag zu integrieren und so einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Laut Wiemann habe die Erprobungsphase in den beteiligten Ländern gezeigt, dass sich die Lernenden bestärkt fühlten, kleine Änderungen in ihrem täglichen Konsum und ihren Gewohnheiten vorzunehmen und dies auch an ihre Familien weiterzugeben. Fallbeispiele belegen, wie vielfältig die Toolbox dabei einsetzbar ist. Spezifische Empfehlungen zur Nutzung der Box unterstützen die Kursleiterinnen und Kursleiter darin, interaktives, integriertes und integratives Lernen für alle sozioökonomisch benachteiligten Menschen anzubieten. Auf diese Art und Weise ermögliche es die Climate Box, Klimabildung in unterschiedliche Bildungsangebote zu integrieren und auch Menschen zu erreichen, die von sich aus keinen direkten Zugang zu Klimabildung haben. So haben die Frauen der Sprachklasse in Göttingen durch verschiedene Climate Box-Aktivitäten nicht nur ihr Deutsch, sondern auch ihr Klimawissen verbessert. Genau das sei der Beitrag der Climate Box zur Entwicklung einer lokalen Nachhaltigkeitskultur, so Wiemann. Ein Engagement, das im September 2022 mit einem Award bei der reveal14-Konferenz „Torwards a Sustainability Culture“ honoriert wurde.

Dieser Bericht über das Projekt wurde in der Broschüre „Skills for life – Wissen erweitern, Potentiale entfalten“ der Nationalen Koordinierungsstelle Europäische Agenda für Erwachsenenbildung veröffentlicht. Die Koordinierungsstelle ist angesiedelt bei der NA beim BIBB.