Weltoffene Haltung fördern durch Erasmus+ - Good Practice

Liebherr-Verzahntechnik setzt auf Auslandsaufenthalte während der Ausbildung

Seit zehn Jahren kooperiert die Liebherr-Verzahntechnik GmbH mit Partnern in Norwegen, gefördert unter anderem durch die EU-Programme Leonardo Da Vinci und Erasmus+. Das Unternehmen mit Sitz in Kempten im Allgäu stellt CNC-Zahnradbearbeitungsmaschinen und Automatisierungsanlagen her. Jedes Jahr nimmt Liebherr-Verzahntechnik eine Gruppe norwegischer Praktikantinnen und Praktikanten auf und schickt umgekehrt eine Gruppe Auszubildender zu betrieblichen Lernaufenthalten in das skandinavische Partnerland. Die Auslandspraktika sind nicht nur ein tolles Erlebnis für die teilnehmenden Azubis – auch das Unternehmen profitiert.

Austausch mit Norwegen

Im Mai 2014 reisten die zehn angehende Elektroniker/-innen für Betriebstechnik, Industriemechaniker/-innen, Technischen Produktdesigner/innen und Industriekaufleute nach Trondheim und Sarpsborg. Diese Ausbildungsberufe sind in Norwegen schulisch organisiert, und Liebherr-Verzahntechnik kooperiert vor Ort mit verschiedenen Berufsschulen. Die Liebherr-Azubis arbeiteten in Norwegen in verschiedenen Betrieben mit, besuchten aber auch die Partnerschulen und präsentieren dort Module des Liebherr-Ausbildungskonzepts. Natürlich blieb auch genug Zeit für ein Rahmenprogramm, um Land und Leute kennenzulernen.

Nach ihrer Rückkehr halten alle Teilnehmenden am Austausch eine Präsentation über ihre Erfahrungen – und zwar auf Englisch vor der Geschäftsleitung und den anderen Auszubildenden des Unternehmens. Auch wenn alle vor dieser ungewohnten Aufgabe sichtlich nervös waren, meisterten die Azubis die Präsentation souverän und konnten mit ihren während des Auslandsaufenthaltes verbesserten Englischkenntnissen punkten. Alle waren sich am Schluss einig:  Für alle war der Austausch eine unvergessliche Zeit, die sie nicht mehr missen möchten. Nach der Präsentation bekamen die Auszubildenden den Europass Mobilität verliehen.

Eine, die schon 2013 in Norwegen war, ist Hannah Beggel. Die auszubildende Elektronikerin für Betriebstechnik verbrachte in ihrem zweiten Lehrjahr  vier Wochen in Norwegen und arbeitete dort u.a. bei Siemens. Hanna erzählt: „Ich habe zum Beispiel einen Schaltschrank verdrahtet. Ich habe eine neue Arbeitsweise kennengelernt und so auch eine neue Sichtweise auf unser Ausbildungssystem bekommen.“ Auch persönlich hat Hanna dazugewonnen. „So ein Auslandsaufenthalt macht auf jeden Fall selbstbewusster und selbstständiger“, berichtet sie. Die Möglichkeit zu einem Auslandsaufenthalt war für Hannah zudem ein Grund, sich bei Liebherr zu bewerben.

Das Unternehmen profitiert

Nicht nur in Bezug auf seine Attraktivität als Arbeitgeber profitiert Liebherr vom Norwegen-Austausch.  Das Unternehmen ist weltweit tätig und hat einen Exportanteil von ca. 75%. Die Facharbeiterinnen und Facharbeiter müssen oft zu Montageeinsätzen ins Ausland reisen. Daher ist es für das Unternehmen wichtig, dass die Fachkräfte mobil sind und früh auf Auslandsaufenthalte vorbereitet werden. Geschäftsführer Friedrich Hesemann erklärt: „Seit wir unseren Mitarbeitern schon in der Ausbildung Auslandsaufenthalte ermöglichen und sie so langsam an die internationale Mobilität heranführen, ist die Bereitschaft zu Auslandseinsätzen in der Belegschaft gestiegen.“ Das Unternehmen möchte eine weltoffene Haltung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fördern. Friedrich Hesemann erläutert weiter: „Das ist eine tolle persönliche Erfahrung für die jungen Leute, die ihren Horizont erweitert. Zudem sammeln sie Auslandserfahrung und haben damit allen anderen etwas voraus.“ Der Fjord von Trondheim im Sommer.

Früh die Offenheit für fremde Kulturen fördern

Auch Hannah hat seit dem Norwegen-Austausch die Reiselust gepackt. 2014 war sie auf einem Montageeinsatz bei Liebherr-Kunden in Südkorea. Dort führte sie zusammen mit einem anderen deutschen Monteur Wartungsarbeiten an verschiedenen Maschinen durch. Nach der ersten Auslandserfahrung in Norwegen in der Gruppe traute sich Hannah nun zu, allein in ein vollkommen fremdes Land zu fliegen und dort zu arbeiten. Ihr Tipp für andere Azubis, die ins Ausland wollen: „Man sollte auf jeden Fall offen sein für fremde Kulturen, neue Menschen und vor allem das Essen.“

Diese Offenheit und das Verständnis für fremde Kulturen weiß Ausbildungsleiter Walter Ferstl besonders zu schätzen. Oft schult Liebherr-Verzahntechnik ausländische Mitarbeiter/-innen oder Partner/-innen im Werk in Kempten. Dabei bekommt Ferstl Unterstützung von den Auszubildenden, die vorher in diesen Ländern waren. Ferstl berichtet: „Die Azubis haben bereits Einblicke in die jeweilige Kultur gewonnen. So können sie sich besser auf die ausländischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen und haben keine Hemmungen, auf sie zuzugehen.“