- Worum es geht
- Umsetzung in Erasmus+
- Beispiele aus der Praxis
- Literatur
Politische Bildung
Worum es geht
Ökonomische Krisen, islamistischer Terrorismus, Flucht vor Krieg und Armut, Polarisierung der Gesellschaften sowie das Erstarken rechtsradikaler Bewegungen in Europa – dies sind Herausforderungen, deren Ursachen, Wirkungen und Bearbeitungsmöglichkeiten sich längst nicht mehr ausschließlich auf den jeweils nationalen Kontext zurückführen lassen. Politische Bildung spielt als Mittel gegen Radikalisierung eine Schlüsselrolle. Auf dieser Themenseite stellen wir Ihnen vor, wie politische und gesellschaftliche Bildung im Programm Erasmus+ umgesetzt wird.
Politische Bildung in Erasmus+
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Im Video
Das Thema Politische Bildung spielt in Erasmus+ eine besondere Rolle. Gerade im Bereich der Erwachsenenbildung wird hier aktiv gearbeitet – von der Aufklärung über Fake News bis hin zur gesellschaftlichen Mitgestaltung. Torsten Schneider, wissenschaftlicher Mitarbeiter der NA beim BIBB, gibt einen Einblick.
Dauer: 6:16 Minuten | 2020 © NA beim BIBB
Hintergund: Die Pariser Erklärung
Als Reaktion auf die Anschläge in Paris und Kopenhagen im Jahr 2015 sowie auf das Erstarken rechtsextremer und religiös-fundamentalistischer Bewegungen in Europa haben die europäischen Bildungsministerinnen und -minister die Pariser „Erklärung zur Förderung von politischer Bildung und der gemeinsamen Werte von Freiheit, Toleranz und Nichtdiskriminierung“ verfasst. Darin betonen sie ihre Entschlossenheit, sich gemeinsam für die Grundwerte der Europäischen Union einzusetzen.
Ziele auf europäischer Ebene
In der Pariser Erklärung kommt dem Lernen für Demokratie und Zivilgesellschaft eine besondere Bedeutung zu. Die Vermittlung der Grundwerte ist dabei nur ein Bildungsziel. Ein weiteres ist es, allen Menschen die Möglichkeit zu bieten, aktiv, verantwortungsbewusst und weltoffen gemäß an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken. Im Einzelnen werden mit Blick auf politische und gesellschaftliche Bildung folgende Ziele angestrebt:
- Erlangung sozialer, demokratischer und interkultureller Kompetenzen durch die Vermittlung von demokratischen Werten und Grundrechten, durch soziale Integration, Nicht-Diskriminierung und aktive Beteiligung.
- Kritisches Denken und Medienkompetenz, vor allem im Zusammenhang mit der Nutzung von Internet und sozialen Netzwerken, soll erweitert werden, um dadurch Bewusstsein und Haltungen gegen jede Art von Diskriminierung und menschenverachtender ideologischer Beeinflussung zu entwickeln.
- Interkultureller Dialog in allen Formen des Lehrens und Lernens und in Zusammenarbeit mit allen anderen Politikbereichen und wichtigen Akteurinnen und Akteuren soll gefördert werden.
Begriffsbestimmung

Folgende Definition von politischer und gesellschaftlicher Bildung (Citizenship Education) leitet sich aus den allgemeinen Zielen und Prioritäten der Leitaktionen des Programms Erasmus+ ab:
Politische und zivilgesellschaftliche Bildung umfasst alle Formen des Lernens, die den Aufbau und die Weiterentwicklung zivilgesellschaftlicher und demokratischer Kompetenzen zum Ziel haben. Diese umfassen alle Fähigkeiten, die Menschen dazu in die Lage versetzen, gesellschaftliche und politische Prozesse zu verstehen, kritisch zu beobachten und sich aktiv dazu zu verhalten.
Überdies betrifft Lernen für Demokratie und Zivilgesellschaft in Europa alle sozialen und interkulturellen Kompetenzen mit direktem Bezug zur Verwirklichung einer europäischen Gesellschaft, die sich durch starken gesellschaftlichen Zusammenhalt, Vielfalt und allgemeine Achtung von Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität auszeichnet.
Umsetzung in Erasmus+
Welche Möglichkeiten bietet Erasmus+?
Gemeinsame Werte fördern
Erasmus+ fördert in seinen drei Leitaktionen europäische Projekte, die zum Thema politische Bildung (Citizenship) arbeiten.
Das Programm bietet vielfältige Möglichkeiten für transnationale Projekte, die Maßnahmen entwickeln und durchführen, um zivilgesellschaftliches Engagement zu fördern und die Idee eines gemeinsamen Europas und die gemeinsamen demokratischen Werte zu stärken.
Die Leitaktion 1, Mobilität von Einzelpersonen, bietet Einrichtungen der Berufs- und Erwachsenenbildung unter anderem die Möglichkeit, Bildungspersonal zur individuellen Weiterbildung ins Ausland zu entsenden. Diese Mobilitätsprojekte sollen die Kompetenzen des Bildungspersonals im Umgang mit kultureller, sozialer und sprachlicher Vielfalt fördern. Im Rahmen dieser Aktion sind Job-Shadowings oder Aufenthalte bei Partnereinrichtungen zu Lehr- und Lernzwecken sowie Fortbildungen möglich. (Die Leitaktion 1 bietet zudem auch Auszubildenden die Möglichkeit berufliche Lernaufenthalte im europäischen Ausland zu absolvieren.)
In der Leitaktion 2, den Strategischen Partnerschaften, ist die Entwicklung und der Transfer von innovativen Ansätzen und Verfahren sowie der Austausch von guter Praxis möglich wie zum Beispiel
- die Entwicklung von oder Austausch zu Konzepten, die der Förderung sozialer, zivilgesellschaftlicher und interkultureller Kompetenzen sowie Medienkompetenz dienen.
- die Entwicklung von oder Austausch zu Konzepten zum Abbau von Diskriminierung.
- die Stärkung der Kompetenzen und Fähigkeiten des Bildungspersonals im Umgang mit Vielfalt und heterogenen Gruppen Lernender.
Im Rahmen der Leitaktion 3 werden Finanzhilfen für eine Vielzahl der unterschiedlichsten Aktionen bereitgestellt, die darauf abzielen, die Entwicklung und Umsetzung innovativer politischer Konzepte, den politischen Dialog sowie den Wissensaustausch in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung und Jugend anzuregen.
Die Leitaktionen 1 und 2 werden jeweils dezentral von den Nationalen Agenturen der am Programm teilnehmenden Staaten durchgeführt. Die meisten der Maßnahmen in Leitaktion 3 werden zentral in Brüssel von der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur (EACEA) verwaltet.
Impulse aus der Projektarbeit

Aktuelle Erasmus+-Projekte zur politischen und gesellschaftlichen Bildung arbeiten unter anderen zu folgenden Themen:
- Interkulturelle Kompetenzen
- Umgang mit Heterogenität
- Willkommenskultur
- Europäische Identität
- Interreligiöse Bildung
- Aktive Bürgerschaft
- Freiwilliges Engagement
- Demokratie- und Menschenrechtsbildung
- Nachhaltige Entwicklung / Umweltbildung
- Umgang mit Diskriminierung
- Antidiskriminierungsarbeit
- Empowerment
- Intergenerationelles Lernen
- Kritische Medienkompetenz
Themen
Politische und gesellschaftliche Bildung untergliedert sich in vier Themenbereiche:
- Bildung für Demokratie und zur Radikalisierungsprävention
- Europäische Werte als Grundlage für ein Zusammenleben in Vielfalt
- Gesellschaftliche Mitgestaltung
- Medienkompetenz sowohl in Hinblick auf die kritische Verarbeitung von Informationen als auch die Nutzung von Medien als Instrument der gesellschaftlichen und demokratischen Mitgestaltung
Good Practice
Literatur zum Thema „Politische Bildung"

Bildung für Europa - Nr. 2016/24: Einmischen – was sonst!
Entdeckt Europa die politische Bildung?
Auf europäischer Ebene lange Zeit kaum wahrgenommen, spielt politische Bildung aufgrund der Serie von Attentaten in Europa heute auch hier eine zentrale Rolle. Das Programm Erasmus+ soll zu diesem Prozess beitragen. Hintergründe, Anregungen und Impulse, wie dies in der Praxis aussehen kann, finden…

Citizenship
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The Citizenship publication promotes interesting and innovative ideas emerging from EU-funded projects to help inspire teachers, non-governmental organisations, project applicants and policymakers across Europe to develop their professional practice. It offers a number of useful resources including…