Für Demokratie und Menschlichkeit - Erasmus+ und das Thema Erinnerungskultur
8.05.2025
Im Mai 2025 jährt sich zum achtzigsten Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs und damit auch der Tag der Befreiung von der Shoah, einem der schlimmsten Gräuel des letzten Jahrhunderts. Aus diesem Anlass befasst sich die aktuelle Ausgabe der Podcastreihe „Talking Erasmus+“ mit dem Thema Erinnerungskultur. Die 90-jährige Henriette Kretz erzählt, wie sie als Jüdin die Shoah überlebt hat und wie es ist, wenn sie heute in Schulen geht, um die junge Generation für Menschlichkeit und den Wert der Demokratie zu sensibilisieren.
Erinnerung sei kein schönes Accessoire, das sich anstecken lasse wie eine Brosche. Das historische Nachdenken und Erinnern sei vielmehr eine Arbeit, die Zeit, Ruhe und auch Menschen brauche, mit denen man sich gemeinsam darauf einlassen kann. Diese Worte der Autorin und Publizistin Carolin Emcke beschreiben sehr gut, warum das Thema gerade heute wichtig ist. Das bekräftigt auch Berthold Hübers, Direktor der Nationalen Agentur Bildung für Europa im Bundesinstitut für Berufsbildung, die zuständig ist für die Umsetzung des Programms Erasmus+ in den Bereichen Berufsbildung und Erwachsenenbildung. Er betont: „Teilhabe, aktive Bürgerschaft und Werteorientierung haben in den letzten Jahren in Erasmus+ enorm an Bedeutung gewonnen. Das Programm bietet in einmaliger Weise die Möglichkeit, Europa zu erfahren und sich als Bürgerin oder Bürger Europas zu fühlen.“
Erasmus+ habe sehr früh konkrete Bildungsangebote entwickelt, die sich mit europäischen Werten beschäftigen, sei es mit Teilhabe am demokratischen Leben oder mit Themen wie Hate Speech und Fake News. Dies erfolge auch vor dem Hintergrund, dass gerade soziale und interkulturelle Kompetenzen helfen, den eigenen Blick zu öffnen und Horizonte zu erweitern. In diesem Sinne trage das Programm dazu bei, die Demokratie in Europa zu stärken. Das Wissen um unsere eigene Geschichte könne verhindern, dass ein Greuel wie die Shoah noch einmal geschehe. Daher leiste das Gespräch mit Henriette Kretz neben der Erinnerungsarbeit auch einen bedeutenden Impuls zur Gestaltung der Zukunft.
Krokusse für die Erinnerungskultur
Auch ein Projekt der Volkshochschule Rottweil (VHS Rottweil) befasst sich mit Antisemitismus und Erinnerungskultur. Es basiert auf einer irischen Initiative, bei der jungen Menschen ab 11 Jahren gelbe Krokuszwiebeln zur Verfügung gestellt wurden, um diese an unterschiedlichen Orten in Irland einzupflanzen – all dies im Gedenken an die 1,5 Millionen jüdischen Kinder, die im Holocaust umgekommen sind, und an Tausende anderer Kinder, die Opfer der Nazis wurden. Die VHS lernte das Projekt im Rahmen des Förderprojektes Erasmus+ für Einrichtungen der Erwachsenenbildung mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern eines Senioren-Englischkurses in Dublin kennen und fand damit auch im heimischen Umfeld großes Interesse.