Wie geht Umweltschutz in Nordmazedonien? - Ziele erreichen mit gutem Konzept

Wie viel man mit gutem Umweltschutz erreichen kann, haben Anastassia Zverko und Dennis Chafisow während ihres Erasmus+-Praktikums am Hydrobiologischen Institut in Ohrid in Nordmazedonien und im Galičica-Nationalpark gesehen. Einen ganzen Monat lang waren sie dort während ihrer Ausbildung als Umweltschutztechnische Assistenten am Friedrich-Albert-Lange-Berufskolleg Duisburg. 

Text von Christina Budde | Mai 2021

Zum tiefblauen, uralten Ohrid-See fahren, Proben nehmen, im Mikrobiologie-Labor mit Bakterien in Petrischalen Kulturen ansetzen und anschließend wissen: Die Wasserqualität stimmt. Manchmal auch: es muss etwas getan werden, damit sie wieder stimmt. „Das war ein schönes Gefühl“, sagt die heute 21jährige Anastassia Zverko. Denn das Wasser des Sees ist überlebenswichtig, nicht nur für die zu schützenden Ohridforellen und Barbengründlinge, sondern auch für die Bewohner des angrenzenden Örtchens Ohrid. 

Mittendrin, statt nur dabei

Bei vielen Arbeiten des Hydrobiologischen Instituts war Anastassia dabei: „Alle Einrichtungen standen uns offen, wir haben mitgearbeitet, nicht nur zugeschaut.“ Weil die Duisburgerin neben Englisch auch Russisch spricht, konnte sie die Mitarbeiter des Instituts auch am Infostand in der Altstadt von Ohrid unterstützen. „Da standen wir mitten in der schönen Altstadt und haben die Bürger über die Wasserqualität informiert.“ 

„Auch für uns vom Institut ist der Austausch eine gute Gelegenheit, unser Wissen und unsere praktischen Erfahrungen zum Thema Umweltschutz an junge Leute weiterzugeben, auch über die europäischen Grenzen hinweg“, sagt Prof. Dr. Sasha Trajanov, Leiter des Instituts.

Luchse und Bären – und der „Ohrid-Tee“

Luchse und Bären hat Dennis Chafisow, der ein Jahr nach Anastassia in Orchid war, im nah gelegenen Galičica-Nationalpark zwar nicht gesehen. „Sie verstecken sich gut“, sagt er. Dafür jedoch seltene Pflanzenpopulationen. Seine Aufgabe war es, eine Datenbank für alle Arten des 22.000 ha großen Nationalparks anzulegen. „Die hatte der Nationalpark zu diesem Zeitpunkt noch nicht“, so Chafisow. Alles wurde noch auf Papier ausgedruckt, „nicht gerade umweltfreundlich“, sagt er. Dennis konnte helfen, eine Datenbank für Biodiversität auszusuchen und anzulegen, die der Nationalpark noch heute nutzt.

„Datenbank hört sich trocken an, war es aber nicht“, sagt der junge Mann. Als Teil eines Teams konnte er an Expeditionen in den Nationalpark teilnehmen und miterleben, was für den Schutz einer seltenen Pflanzenart getan wird, die auch als „Ohrid-Tee“ bekannt ist. „Obwohl es verboten ist, schleichen sich immer wieder Leute rein und pflücken sie“, hat er erfahren. Das Expeditionsteam dokumentierte den Bestand, was neben anderen Maßnahmen dazu beiträgt, die Pflanzen zu schützen.

Begeisterung steckt an

„Die jungen Leute waren so begeistert, als sie zurückkamen, dass sie uns alle gleich angesteckt haben“, sagt Lisa Schlüter-Klöcker, die den Austausch im Rahmen des Erasmus+-Programms am Friedrich-Albert-Lange-Berufskolleg in Duisburg koordiniert. Die Schule verfolgt schon seit einiger Zeit eine Internationalisierungsstrategie. „Die Schüler schauen über den eigenen Tellerrand, lernen in der Praxis kennen, wie andere Betriebe in Europa arbeiten“, hat Schlüter-Klöcker erfahren. 

Allein ins Ausland zu gehen und sich vor Ort zurechtzufinden, sich auf Englisch zu verständigen, das erlaube neue Erfahrungen. Mit diesen Erfahrungen sei bei allen nicht nur ein fachliches, sondern auch ein persönliches und soziales Wachstum zu beobachten. 

Zum Austauschpartner in Nordmazedonien pflegt die Schule inzwischen ein fast freundschaftliches Verhältnis wie beide Seiten betonen. Der Austausch und das gemeinsame Lernen der jungen Leute sei die beste Investition in unser aller Zukunft, ist Prof. Dr. Trajanov aus Ohrid sicher.

Auch für Anastassia Zverko und Dennis Chafisow hat sich die Reise nach Ohrid gelohnt. Sie hat ihr Interesse am Umweltschutz bekräftigt und dazu geführt, dass Zverko inzwischen Biologie und Chafisow Maschinenbau, Umwelt- und Verfahrenstechnik studieren. Zverko ergänzt: „Außerdem weiß ich jetzt sicher, dass ich meinen Traum vom Leben und Arbeiten im Ausland wahr machen möchte. Und dass ich es kann.“