Intelligente Stromnetze für die Zukunft - Das Erasmus+-Projekt Smart Grid wurde mit dem European Innovative Teaching Award 2023 ausgezeichnet

Text von Manfred Kasper | November 2023

Im Jahr 2021 verlieh die Europäische Kommission erstmals den European Innovative Teaching Award (EITA). Damit würdigt sie europaweit herausragende Unterrichtspraktiken von Lehrenden und Schulen, die sich in Erasmus+-Projekten engagieren. In diesem Jahr standen Impulse für Bildung und Innovation und die Einführung neuer Technologien in aktuelle Bildungssysteme im Fokus. Unter den Preisträgerinnen der Rubrik Berufliche Schule, wovon es in Deutschland nur eine gab, ist die Heinrich-Emanuel-Merck-Schule aus Darmstadt mit ihrem Projekt Smart Grid.  

„Mit Smart Grid wollen wir das vernetzte Denken in der Berufsbildung fördern und unseren Auszubildenden Handlungskompetenzen für die Herausforderungen der Zukunft vermitteln“, berichtet Dr. Gerald Hubacek, stellvertretender Leiter der Darmstädter Schule für Elektro- und Informationstechnik. Von 2018 bis 2021 haben er und sein Team in einer Erasmus+-Partnerschaft mit Institutionen aus Österreich, Italien und Tschechien ein Ausbildungskonzept entwickelt, das technologieorientierte berufliche Kompetenzen in den Lernfeldern Energieerzeugung, -verteilung und -umwandlung stärkt. Besonders nachhaltig dabei: Die Partnerschaft mündete in ein transnationales Bildungsnetzwerk, das sich der Verbreitung des Smart Grid-Ansatzes auch über das Projektende hinaus widmet.

Smart Grids unterstützen die Energiewende

 

Ein Smart Grid, auf Deutsch intelligentes Stromnetz, steuert auf Basis von innovativen Technologien und Kommunikationssystemen die optimale Energieversorgung. Dabei wird der Energiefluss über einen Algorithmus clever und smart gesteuert. Auf diese Weise unterstützen Smart Grids den Übergang zu einer nachhaltigen und zuverlässigen Energieversorgung – sie sind von elementarer Bedeutung für das Gelingen der Energiewende.

Mit Blick auf die Berufsbildung erfordert der vernetzte technologische Ansatz neue Denk- und Arbeitsweisen in den Fachgebieten Elektro- und Informationstechnik. „Wir sind sicher ein Stück weit Vorreiter, indem wir bestehende Berufsbilder zusammenbringen und Prozesse abbilden, die gerade in den klima- und energierelevanten Arbeitsfeldern richtungweisend sind“, unterstreicht Hubacek. Den internationalen Austausch hält er dabei auch deshalb für wichtig, weil er es ermögliche, über den eigenen Tellerrand zu blicken und stets am Puls der Zeit zu sein. Hubacek wörtlich: „Wir haben festgestellt, dass in Italien und Tschechien bereits digitale Leistungsmesser (Smart Meter) in den Haushalten installiert sind, während bei uns noch die analogen zum Einsatz kommen. Entsprechend konnten wir sehr viel voneinander lernen und gemeinsam innovative Zukunftskonzepte entwickeln.“

Lernende spielen aktive Rolle

Im Unterricht möchten die beteiligten Schulen mit dem Projekt „neue Wege“ beschreiten. Dazu entwickelten sie modulare Lernbausteine, die neben der Vermittlung der Inhalte und der Vertiefung des vorhandenen Wissens auch zum selbstgesteuerten und selbstorganisierten Lernen anregen. „Uns war es von Beginn an wichtig, dass die Lernenden eine aktive Rolle spielen, um sie bestmöglich auf zukünftige Anforderungen im europäischen Energiesektor vorzubereiten“, so Hubacek. „Sie erhalten eine berufliche Kompetenzen fördernde Aufgabe, bei der sie die Lernschritte selbst ableiten und planen. Die Lehrkraft oder die Ausbilderinnen und Ausbilder fungieren dabei eher als Berater*innen und Lernpartner*innen.“

Bei der Entwicklung der Lernmaterialien konnten die Projektakteure auf eine gewachsene und vertrauensvolle Zusammenarbeit der beteiligten Einrichtungen aufbauen. Dazu Hubacek: „Wir hatten schon zuvor Projekte erfolgreich miteinander realisiert und sind daher aufeinander eingespielt. Unser gemeinsames Ziel in Smart Grid war es, in internationaler Zusammenarbeit einen Mehrwert für die Bildungsprozesse in den jeweiligen Ländern zu generieren. Das gilt sowohl in technischer und fachlich-didaktischer Hinsicht als auch bezüglich europäischer Werte wie Demokratie, Frieden und den europäischen Einheitsgedanken. Diesen Gedanken wollen wir über die berufliche Bildung auch in unsere Lernprozesse transportieren.“

Materialien stehen zur Verfügung

Um die Ergebnisse von Smart Grid in den Unterricht der Berufsschulen zu implementieren, waren von Beginn an Lehrkräfte, Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Auszubildende der beteiligten Institutionen in die Projektarbeit eingebunden. Die Resultate wurden im Kontext von Veranstaltungen auch der Fachöffentlichkeit und anderen Akteuren der beruflichen Bildung präsentiert, zum Beispiel mit der ebenfalls als Partner beteiligten Industrie- und Handelskammer Darmstadt Rhein Main Neckar und dem Darmstädter Kreis für Berufliche Bildung e.V. (DKBB). Auf der Website https://leonardo-projekt.eu/index.php/projects/smart-grid-intelligente-stromnetze-4-0/ stehen die erarbeiteten Materialien zum Download bereit. Wer darüber hinaus Interesse am Smart Grid-Projekt hat, kann gerne mit Gerald Hubacek Kontakt aufnehmen (hck[at]hems(dot)de).

Die Preisverleihung durch die NA beim BIBB erfolgte am 7. November 2023 in Darmstadt. Ende November wurden die siegreichen EITA-Projekte zudem im Rahmen eines europäischen Netzwerkevents bei der Europäischen Kommission in Brüssel vorgestellt.