„Fachlich wie persönlich eine Bereicherung“ - Bildung europaweit mit Erasmus+

Heike Stephan-Koblizek ist Fremdsprachendozentin an der Volkshochschule Fichtelgebirge. Mit Erasmus+ hat sie sich in Nordengland fortgebildet und viele neue Impulse für den Unterricht mit nach Hause gebracht.

„Spice Up your Teaching Ideas“ – so lautete der Titel der fünftägigen Fortbildung des Kursanbieters York Associates, die Heike Stephan-Koblizek 2017 besucht hat. Das Ziel: Mit innovativen Methoden den Sprachunterricht aufpeppen. Bisher hatte Heike Stephan-Koblizek zur Weiterbildung lokale Angebote genutzt. Das hat ihr nach langjähriger Lehrtätigkeit nicht mehr gereicht. „Ich hatte große Lust auf neue Ideen und Impulse: Ich wollte meine sprachlichen und kulturellen Kompetenzen erweitern, vor allem aber meine eigenen Kurse abwechslungsreicher gestalten. Und das klappt am besten in dem Umfeld der Fremdsprache, die man unterrichtet. Also habe ich an dem Erasmus+-Projekt „Bildung europaweit“ teilgenommen.

Aufgabenbezogenes Lernen

An der Erasmus+-Fortbildung nahmen noch fünf weitere Dozentinnen und Dozenten teil: drei aus Spanien und je einer aus Tschechien und Deutschland sowie die zwei englischen Trainer von York Associates. Kursleiterin Helen führte in den Kurs ein, mit der Diskussion von Lehrmethoden der Vergangenheit und Gegenwart. Wesentlich war hier der Austausch darüber, was den Teilnehmenden beim Unterrichten persönlich wichtig ist. 

Als neue Methode stellte Helen ihren Kursteilnehmenden die Methode des Task-based Learning (deutsch: aufgabenbezogenes Lernen) vor. Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine Aufgabe, die in Partner- oder Gruppenarbeit gelöst werden soll. Dazu agieren und kommunizieren die Schülerinnen und Schüler miteinander mündlich und/oder schriftlich auf Englisch. Dabei entstehen authentische Kommunikationssituationen, die für das Lernen der Fremdsprache effektiv sind.

Wortschatz oder Grammatik?

Ein weiteres spannendes Thema war die Vorstellung des „Lexical Approach“. Dieser Ansatz stellt den Wortschatz ins Zentrum des Sprachenlernens, nicht die Grammatik. Kursleiterin Helen zeigte den Teilnehmenden Aktivitäten auf, wie sie diese Lehridee lebendig und interessant gestalten können, z.B. mittels Methoden wie „running dictation“, das die Kursteilnehmenden außerhalb des Kursraumes in die Bewegung bringt,  „remote control dictation“ und „drama activities“, die viel Interaktion der Teilnehmenden erfordern sowie das Spiel Tabu, das interaktiv zur Wortschatzerweiterung eingesetzt wird.

Sprachenlernen – unterhaltsam mit Videos und Liedern  

Neben Möglichkeiten des digitalen Lernens per mobilen Geräte wie Smartphone oder Tablet haben die Teilnehmenden den Einsatz von Videos und Liedern beim Sprachenlernen erfahren dürfen. Heike Stephan-Koblizek erzählt: „Bei einer Übung haben wir uns paarweise zusammengetan. Eine Person hat dann ein Video ohne Ton angeschaut und musste der anderen Person, die das Video nicht gesehen hat, erzählen, was im Video passierte. Dadurch entstand ein Gespräch und anschließend haben wir uns das Video gemeinsam angeschaut. Das war sehr unterhaltsam!“

Auch die Arbeit mit Liedtexten bot viele abwechslungsreiche Möglichkeiten: Den Teilnehmenden wurden Liedtexte als Lückentexte ausgehändigt. Ohne das Lied gehört zu haben, sollten sie paarweise diskutieren, welche Wörter inhaltlich am besten die Lücken füllten. Anschließend wurde ihnen das Lied vorgespielt. Eine alternative Arbeit mit Liedtexten war, Lieder mit Strophen in falscher Reihenfolge richtig zu sortieren. Auch dies bot viel Diskussionsstoff.

Innovative Methoden: Kommunikation und spielerische Interaktion statt Lernen mit Büchern

Wie wichtig ist denn Grammatik beim Sprachenlernen? Und wie wird sie vermittelt? Dies waren Fragestellungen, denen sich die Teilnehmenden an einem weiteren Kurstag widmeten. Auch erhielten sie neue Ideen Grammatik effektiv zu vermitteln, wie z.B. das sogenannte „grammaring“ von Zeitungsüberschriften. In Zeitungsüberschriften, die kurz und schlagkräftig sein müssen, werden Inhalte oft sehr verknappt und können losgelöst vom Kontext unterschiedlich interpretiert werden, was mitunter zu absurden Aussagen führen kann, wie die Teilnehmenden bei folgender Überschrift herausfanden:

Kicking Baby Considered to be Healthy
Gemeint ist: A kicking Baby is considered to be healthy (während der Schwangerschaft). 
Inhaltlich falsch, aber grammatikalisch korrekt ist aber auch die Aussage: Kicking a baby is considered to be heallthy. 

Dieses Beispiel macht deutlich, wie bedeutungsgebend Grammatik in der Sprache ist. 

Außerdem wurden den Teilnehmenden „cuisennaire rods“ vorgestellt; Cuisenaire-Stäbchen sind ein pädagogisches Hilfsmittel, bei dem es sich um eine Art von Bauklötzen in unterschiedlichen Größen und Farben handelt, mit deren Hilfe man unterschiedliche Satzarten bauen kann. So kann z. B die Wortstellung in Fragen spielerisch und interaktiv geübt werden.

Am letzten Kurstag stand das  „Dogme“ auf dem Programm. Das Dogme ist ein kommunikativer Ansatz des Sprachenlernens, bei dem auf Lehrbücher verzichtet wird. In den Fokus rückt stattdessen der kommunikative Austausch zwischen dem oder der Lehrenden und den Lernenden. 

Fortbildung in Europa: eine echte Bereicherung

Viele innovative Methoden, neue Eindrücke, Anregungen auch durch den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Ländern – all dies hat Heike Stephan-Koblizek mit nach Deutschland in ihren Unterricht in der Volkshochschule Fichtelgebirge mitgenommen. „Ich würde es jederzeit wieder machen“, lautet ihr begeistertes Fazit.

April 2020