Selbstbestimmt und aufgeklärt durch die digitale Welt - CUMILA sagt wie

Text von Christina Budde | Juli 2023

Cybermobbing: Wie kann man sich wehren? Meinungsbildung durch Trolle oder Influencer: Wie funktioniert das? Sichere Datenablage in einer Cloud: Wie macht man das am besten? CUMILA, das frei zugängliche Curriculum für Medien- und Informationskompetenz von Erwachsenen, gibt Antworten auf diese und viele andere Fragen. Entwickelt wurde es von Inga Klas und Daniel Nübling vom „Medienkompetenz Team e.V.“ aus Karlsruhe in Zusammenarbeit mit zwei europäischen Partnern.

Interview

Frau Klas, Herr Nübling: Weshalb fanden Sie es wichtig, ein Curriculum für die digitale Kompetenz von Erwachsenen zu entwickeln?

Inga Klas: Die meisten Menschen nutzen digitale Technologien im Alltag, nicht erst durch Corona. Neben vielen Chancen birgt die digitale Welt jedoch auch Gefahren, derer sich viele nicht bewusst sind: Fake News und Desinformation sind nur zwei Beispiele dafür. CUMILA vermittelt in Form eines Curriculums alle grundlegenden Kenntnisse, die man braucht, um sich in der digitalen Welt mündig und sicher bewegen zu können – und auch, wie man diese Kenntnisse in der Erwachsenenbildung vermitteln kann.

Die digitale Welt ist ein unendlicher Kosmos und entwickelt sich rasend schnell weiter. Wie haben Sie die Inhalte fokussiert?

Daniel Nübling: Das war wirklich nicht ganz einfach. Wir vermitteln deshalb keine tagesaktuellen Infos, sondern haben mit unseren europäischen Partnern überlegt, was die Grundlagen für die Vermittlung von digitalem Wissen sind. Herausgekommen sind sechs Module:

  1. Soziale Gesellschaft und digitale Bürgerschaft,
  2. Kommunikation und Kollaboration,
  3. Informationsbeschaffung und Meinungsbildung,
  4. Sicherheit, Privatsphäre und Datenschutz,
  5. Technologie,
  6. Familie und Digitale Medien.

Von l. nach r.

Daniel Nübling (Medienkompetenz Team e.v.)

Inga Klas (Medienkompetenz Team e.v.)

Sarah Breuer (Akademie für Politische Bildung und demokratiefördernde Maßnahmen)

Petra Hauser (Akademie für Politische Bildung und demokratiefördernde Maßnahmen)

Was genau finden die Nutzerinnen und Nutzer in diesen Modulen?

Daniel Nübling: Zu jedem dieser Module haben wir ein Handbuch mit dem jeweiligen Basiswissen verfasst. Im Modul „Informationssuche und Meinungsbildung“ beispielsweise beschäftigen wir uns unter anderem mit dem Thema, wie wir Informationen im Netz finden und wie wir sie überprüfen und einordnen können. Es finden sich außerdem Informationen zum Thema Nutzungsrechte von Texten, Bildern und Tönen oder zur Frage, weshalb Verschwörungstheorien sich digital verbreiten können. Und vieles mehr.

Auf den Handbüchern aufbauend findet sich zu jedem Modul ein Beispiellehrplan, der zeigt, wie sich das Thema in einer Lehrveranstaltung umsetzen lässt. Im ergänzenden Wiki lassen sich für jedes Modul frei verfügbare Lernmaterialien und Übungen downloaden. Die Inhalte sind an Erwachsenen ausgerichtet, lassen sich jedoch auch für Kinder und Jugendliche ab dem 9. Schuljahr einsetzen.

Wer nutzt diese Inhalte?

Inga Klas: Unser Motto lautet „CUMILA ist für alle“. Lehrende in der Erwachsenen- und Berufsbildung können mit den Inhalten Workshops und Veranstaltungen planen. Wir wissen aber auch, dass Lehrerinnen und Lehrer darauf zurückgreifen oder Sozialarbeitende im Jugendamt, etwa in der Pflegekinderbetreuung. Schließlich gehören auch Eltern zu den Usern und Userinnen – sie brauchen ja selbst erst mal das Basiswissen, um es an ihre Kinder weitergeben zu können. Letztlich kann das Material jeder nutzen, der sich im Selbststudium weiterbilden möchte. Wir machen viel Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt, denn wir haben den Ehrgeiz, dass es auch wirklich genutzt wird. Im Mai dieses Jahres hatten wir beispielsweise 20.000 Visits auf der Website.

Sie haben mit zwei europäischen Partnern zusammengearbeitet, der Akademie für politische Bildung und demokratiefördernde Maßnahmen aus Linz, Österreich sowie CIDET, dem Centre for the innovation and development of education and technology aus Castellon, Spanien: Was war der Mehrwert dieser Zusammenarbeit?

Inga Klas: Es war in vielerlei Hinsicht superspannend. Zum einen der Aspekt: Wie läuft die Digitalisierung in anderen Ländern, welche Rolle spielt beispielsweise der Datenschutz? So etwas bekommt man im Arbeitsalltag normalerweise nicht mit. Bereichernd waren auch die anderen Herangehensweisen an Projekte, die unterschiedlichen Maßstäbe und Einblicke in andere europäische Lebenswelten, etwa welchen Einfluss Politik und Verwaltung haben. Das war augenöffnend und verändert den Blick auf die eigene Realität. Wir sind mittlerweile totale Fans von europäischen Projekten.

Daniel Nübling: Außerdem ist es eine Art „Auszeichnung“ sagen zu können, dass wir das Projekt im Rahmen einer europäischen Kooperation realisiert haben. Das ist wichtig auch für die Außendarstellung.

Wie haben Sie die Partner gefunden und wie haben Sie dann die Arbeit aufgeteilt?

Wir haben unsere Netzwerke und die EPALE-Plattform nach passenden Organisationen durchforstet und dann mit einzelnen gesprochen, um zu schauen, ob es passt. Nachdem wir die Partner und Partnerinnen aus Österreich und Spanien gefunden hatten, fand ein Kickoff-Workshop bei uns in Karlsruhe statt. Da haben wir den Fahrplan für CUMILA entwickelt und die Arbeit an den Modulen aufgeteilt. Glücklicherweise war das noch vor der Corona-Pandemie und wir konnten uns in Präsenz kennenlernen. Es ist wichtig, sich von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen. Das schafft ein tieferes Vertrauen für die weitere Zusammenarbeit.

Weitere Infos auf der Projektwebseite www.cumila.eu

Informationen zu Erasmus+ und zum Thema Digitalisierung

Auch das neue Programm Erasmus+ unterstützt die europäische Zusammenarbeit in der Erwachsenenbildung. Hier können Sie sich über Möglichkeiten der Erasmus+-Partnerschaften informieren: https://www.na-bibb.de/erasmus-erwachsenenbildung/partnerschaften-fuer-eine-zusammenarbeit). Darüber hinaus fördert Erasmus+ auch Auslandsaufenthalte in der Erwachsenenbildung. Mehr dazu unter https://www.na-bibb.de/erasmus-erwachsenenbildung/mobilitaet.

Informationen zum Thema Digitalisierung in Erasmus+ finden Sie auf unserer Themenseite: Erasmus+: Digitale Bildung (na-bibb.de)