praxis:ideensammlung - Nachhaltigkeit im Rahmen internationaler Projekte

Mit dem Europäischen Green Deal und den aktuellen klimatischen und geopolitischen Entwicklungen gewinnt Nachhaltigkeit immer mehr an Relevanz. Nachhaltigkeit ist bereits länger Teil der europäischen und weltweiten Bildungsarbeit und eine der vier großen Prioritäten in Erasmus+. Es ist uns wichtig, die Dringlichkeit des Themas aufzugreifen. Nachhaltigkeit muss vor allem sozial, ökologisch und ökonomisch betrachtet werden. Diese Ideensammlung formuliert Empfehlungen aus der Praxis für die Praxis. Sie soll Einrichtungen dabei unterstützen, ihren Beitrag im Rahmen von Erasmus+ dazu zu leisten, dass Europa bis 2050 klimaneutral wird. 

Wie können Erasmus+-Projekte grüner werden?

Um den Klimawandel zu bekämpfen, müssen alle gesellschaftlichen Bereiche in den Blick genommen werden, dies betrifft auch die Projektarbeit.

Um Erasmus+-Projekte umweltfreundlicher zu gestalten, sind Organisationen und Teilnehmende gefordert, bei der Gestaltung eines Projekts alle Beteiligten zu ermutigen, Umweltfragen zu diskutieren und Lösungswege auf verschiedenen Ebenen zu entwickeln und zu erproben. Wir möchten Organisationen und Teilnehmende dabei unterstützen!

Diese Ideensammlung von der Praxis für die Praxis reiht sich in die aktuelle Schwerpunktsetzung auf europäischer Ebene ein. Sie zeigt, dass bereits viel Erfahrung vorliegt, die genutzt und auf die aufgebaut werden kann. Sie soll dazu motivieren, dort weiterzumachen, wo andere bereits erste Schritte gemacht haben. Nutzen Sie die Vorschläge, die für Ihre Einrichtung passen; nicht jeder Hinweis ist für jedes Projekt oder jede Einrichtung sinnvoll. Die Ideensammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird stetig um Ihre Ideen aktualisiert.  

Foto: Sigrun Dahmen

Vegetarisches oder veganes Essen ist im Trend

Foto: Thea Thees

Die nachfolgende Sammlung grüner Ideen stammt aus der Praxis. Unter anderem bat die NA beim BIBB in einer Umfrage bisherige Projektträger, ihre Ideen und Erfahrungen für eine grüne Praxis einzubringen. Die Ergebnisse sind in dieser Empfehlung gebündelt zu finden. Wir haben die Umfrage über den Newsletter der NA beim BIBB verbreitet und so die Daten im ersten Quartal 2022 erhoben.

Darüber hinaus sind in dieser Empfehlung „Gute Beispiele“ aus den bewilligten Anträgen der letzten Jahre zu finden. Die Bereitstellung der Inhalte erfolgt durch die Projekte. Diese Ideensammlung ist der Auftakt in das Thema Nachhaltigkeit von der Praxis für die Praxis. Sobald sich Fördermöglichkeiten für nachhaltige Projektarbeit aus inhaltlicher Sicht konkretisieren, werden wir diese hier vorstellen.

Die Ideensammlung soll zeigen, welche grünen Maßnahmen bereits möglich sind. Bitte nehmen Sie diese Hinweise und Tipps als Inspiration für Ihre Arbeit, oder für Ihre Organisation.

Wir werden die Idennsammlung regelmäßig ergänzen. Wenn Sie hilfreiche Tipps haben oder als gutes Beispiel aufgenommen werden möchten, können Sie sich gerne per Mail an greenerasmus[at]bibb(dot)de wenden.

Voneinander lernen im Gespräch

Was wird gefördert an nachhaltigen Maßnahmen?

Um die Unterstützung „Green Travel", oder „Umweltfreundliches Reisen“ beantragen zu können, ist Voraussetzung, dass die An- und Abreise größtenteils mit emissionsarmen Verkehrsmitteln durchgeführt wird. Zum einen kann aufgrund von eventuellen Mehrkosten durch „grünes“ Reisen eine höhere Reisekostenpauschale beantragt werden. Da umweltfreundliches Reisen oft nicht nur teurer ist, sondern auch länger dauert, können zudem bis zu vier Reisetage statt den bisherigen zwei Reisetagen für konventionelles Reisen gefördert werden. Green Travel gibt es zurzeit in den Mobilitätsprojekten (KA1) und es ist ebenfalls förderfähig für Kooperationsprojekte (KA220) in 2021.

Ab 2022 gibt es eine freiere Finanzplanung für die KA2-Projekte, so dass Sie begründete Kosten im Rahmen von Green Travel ebenfalls im Projekt einplanen können, der Umfang ist Ihnen vorbehalten. Vieles in Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit ist förderfähig, so zum Beispiel Ökohotels oder neue Verkehrsmittel.

 

Aller Anfang ist grün - das Projektmanagement

Grüne Ideen für: das Projektmanagement

Projektmanagement

Vorbereitungsphase

  • Fragen Sie schon bei der Bedarfsanalyse und/oder der Partnerauswahl ab, ob Ihre Partnerorganisationen grüne Strategien verfolgen.
  • Sensibilisieren Sie Ihre eigene Einrichtung für das Thema ökologische Nachhaltigkeit.

Projektstart

  • Legen Sie direkt zu Projektbeginn ressourcenschonende Verfahrensweisen fest.
  • Projektkoordinatoren sorgen beispielweise zu Beginn des Projekts dafür:
    • dass eines der Projektziele ein möglichst geringer CO2-Abdruck ist,
    • dass das Projekt ökologisch nachhaltig gestaltet wird, z.B. durch eine papierlose Gestaltung (wo möglich und sinnvoll) bei allen beteiligten Partnern,
    • dass alle Projektaktivitäten vorab mit einem Co2-Rechner auf ihren Co2 Anteil zu bestimmen und zu evaluieren sind,
    • ein nachhaltiges Eventmanagement (z.B. ISO 20121) oder Umweltsystemen (z.B. EMAS) zu nutzen,
    • online statt Papierbewerbungen oder/-anmeldung zu nutzen.
    • Fragen Sie die digitalen Fähigkeiten der Teilnehmenden durch die Partner bereits im Vorfeld ab und bieten Sie - falls nötig - Unterstützung an, damit die Projekte möglichst digital umgesetzt werden können!
  • Nutzen Sie digitale Projektmanagementtools! Dazu könnte auch gehören:
    • Anzahl der Mails und Speicherung von Daten möglichst zu reduzieren,
    • Dienste wie  z.B. Slack und Google Drive zu nutzen,
    • klimaneutrale Dienstleistern wie  z.B. Ecosia, Ekoru oder Posteo zu nutzen,
    • die Daten regelmäßig zu evaluieren, ob „überflüssige“ oder veraltete Dateien vorliegen, und diese löschen,
    • Evaluationen, wenn möglich über geeignete Online-Tools durchführen.

Sensibilisierung der Teilnehmenden

  • Sensibilisieren Sie die Teilnehmenden bereits vor der Bewerbung oder spätestens mit der Zusage für die Möglichkeit, grün zu reisen.
  • Schaffen Sie bei den Teilnehmenden bereits vor der Mobilität ein Bewusstsein für spezielle Themen der Nachhaltigkeit im Gastland wie z.B. Wasserknappheit in Spanien.
  • Verteilen Sie Beobachtungsbögen an die Teilnehmenden zu Umweltthemen wie z. B. Mülltrennung oder öffentlicher Nahverkehr.

Beispiel: CorEdu 

Organisationsebene

  • Schließen Sie sich mit anderen Einrichtungen zusammen, um Kapazitäten zu bündeln.
  • Laden Sie eine Expertin/einen Experten ein, anstatt eine Gruppe eigenes Bildungspersonals ins Ausland zu schicken (wenn Incoming förderfähig).

Evaluation

  • Evaluieren Sie zum Ende der Laufzeit das Projekt bezüglich der nachhaltigen Praktiken: Was waren die Ziele, wurden diese erreicht? Wie wurden diese erreicht? Was kann in künftigen Projekten besser gemacht werden?
  • Die Think Twice! Partnerschaft hat durch ihre Arbeit erkannt, dass die Wege zum nachhaltigen Projekt-Management sehr unterschiedlich sind, weil sie von konkreten Umständen abhängen. Wenn Sie Näheres über das Projekt ThinkTwice! erfahren möchten, können Sie dies hier tun: https://thinktwice.management

Grüne Ideen für: das Reisen

Reisen

Vorbereitungsphase:

Erasmus+ lebt vom persönlichen Austausch der Teilnehmenden in Europa und darüber hinaus. Nicht immer sind dafür Reisen notwendig. Überlegen Sie im Vorfeld, was Sie mit Ihren Partnerorganisationen virtuell klären können. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, hybride Treffen zu organisieren.

Doch ganz ohne Reisen geht es oft auch nicht. So können Sie Ihre Reisen nachhaltiger gestalten:

  • Wie viele Personen pro Partner sollen zum Treffen anreisen?
  • Sind Kombinationen von Projekttreffen und Trainings möglich, um mehrere Anreisen zu sparen?
  • Wie hoch ist der Co2-Fußabdruck verschiedener Reisemittel genau?
  • Können Projektaufträge oder Lernziele mit nachhaltigem Fokus formuliert werden?
  • Sind hybride Treffen eine Alternative?
  • Kann die Reise statt mit dem Flugzeug mit der Bahn stattfinden?

Während der Projektlaufzeit:

  • Gibt es bei der Wahl der Verkehrsmittel umweltfreundliche Alternativen (Bus, Bahn, Carsharing etc.)?
  • Können Projekttreffen möglichst bei Partnern stattfinden, die gut mit dem ÖPNV erreichbar sind?
  • Werden Teilnehmende bezüglich nachhaltigem Reisen (z.B. Bahn statt Flug, geringeres Reisegepäck etc.) sensibilisiert?
  • Ist ein längerer Aufenthalt sinnvoll und möglich?
  • Gibt es (regionale) Ausgleichsmöglichkeiten wie z.B. Baumpflanz- oder Müllsammelaktionen?  
  • Wenn ein Flug unvermeidbar ist, gibt es Direktflüge, um Umstiege zu vermeiden?
  • Ist die Reise wirklich notwendig? Vielleicht erreichen Sie mit einer virtuellen Reise denselben Effekt mit geringerer Emission?
  • Ermitteln Sie den CO2-Abdruck. Das Bewusstsein darüber, was verbraucht wird, unterstützt die Suche nach nachhaltigen Alternativen.

Das richtige Verkehrsmittel mit Bedacht wählen

Bild: pexels

Auszug aus dem Projekt „GoBeEco“

"Wissenschaft ist ein Garant für gemeinsame Weiterentwicklung und ein Nährboden für Innovationen. Es gibt Projekte wie GoBeEco, die eines der wichtigsten Themen - Nachhaltigkeit - sichtbar und erlebbar machen. Den Ansatz, Nachhaltigkeit auf spielerische Art und Weise in den Alltag zu bringen, finde ich hervorragend."

(Prof. Dr. Volker Wittberg, FHM Prorektor Forschung&Entwicklung und Wiss. Leiter des EU-Projekts)

Grüne Ideen für: die Entwicklung von Bildungsmaterialien

Wenn Sie im Rahmen Ihres Projekts Bildungsmaterialien entwickeln, beachten Sie folgende Aspekte:

  • Technische Ausstattung: Sind neue Geräte notwendig oder können z.B. gebrauchte Geräte beschafft werden?
  • Was muss ausgedruckt werden und welches Papier nutzen Sie hierfür?
    • Für bestimmte Zielgruppen ist es ggf. notwendig eine passende Auflage an Materialien als Druckexemplar zur Verfügung zu stellen.
  • Ist es möglich, auch mal offline zu arbeiten, um Energiekosten zu sparen?
  • Können Inhalte graphisch so aufgearbeitet werden, dass sie auch digital genutzt werden können (z.B. Dateigröße beachten)?
  • Können Produkte über digitale Plattformen zugänglich gemacht werden (z. B. Erasmus+ project results’ platform oder EPALE)?
  • Können QR-Codes statt Flyer oder Borschüren genutzt werden?
  • Können hybride Veranstaltungen zu Verbreitung durchführt werden, auch um mehr Teilnehmende zu erreichen?
  • Wird die Bewertung der Nachhaltigkeit in die Bewertung der Multiplikatoren und Multiplikatorinnen einbezogen?
  • Kommunizieren Sie über nachhaltiges Reisen auf Social Media, um anderen Reisenden die Optionen einer klimaschonenden Reise zu zeigen?

Haben Sie Herausforderungen in der nachhaltigen Gestaltung Ihrer Projekte, die Sie mit uns teilen möchten?

Schreiben Sie uns: greenerasmus[at]bibb(dot)de!