e-SELLER - Praxisorientiertes Bildungsangebot zur Stärkung der Kompetenzen im elektronischen Einzelhandel - Good Practice

Im Rahmen des Erasmus+ geförderten Projekts „foStering E-retaiL in ruraL EU aReas“ (e-SELLER) wurde ein praxisorientiertes Weiterbildungsangebot für den Bereich des elektronischen Einzelhandels (E-Commerce) entwickelt. Ziel des Projekts war es, Beschäftigte im Einzelhandel insbesondere in ländlichen Regionen dabei zu unterstützen, digitale Kompetenzen aufzubauen und das Potenzial des Onlinehandels gezielt zu nutzen. Die im Projekt entwickelten Lehr- und Lernmaterialien wurden auf Grundlage konkreter Anforderungen aus der Praxis konzipiert und in eine digitale Lernplattform integriert. Einzelhandelsbeschäftigte, Ausbildungsbetriebe sowie Berufsbildungseinrichtungen sollen auf diese Weise von den Ergebnissen profitieren.

Das Projekt vereinte sechs Partnerorganisationen aus Deutschland, Polen und Griechenland, darunter Berufskammern, Bildungsanbieter und Wirtschaftsakteure, die ihre Expertise in den Bereichen Digitalisierung, Berufsbildung und Regionalentwicklung einbrachten. Aus dieser Zusammenarbeit entstand zunächst ein ausführlicher Bericht zu den derzeitigen Möglichkeiten und Herausforderungen im elektronischen Einzelhandel. Darauf aufbauend wurde ein mehrsprachiges, praxisnahes Weiterbildungsmodul erstellt, welches in eine crossmediale E-Learning-Plattform integriert wurde.

Das Herzstück des Projekts: die e-SELLER Lern-Plattform

Ein zentrales Merkmal von e-SELLER war die fortlaufende Einbindung der Zielgruppen in allen Projektphasen. Bereits bei der Entwicklung der Inhalte wurden Bedarfe und Erwartungen der Einzelhandelsbeschäftigten, Ausbildenden und Berufsbildungseinrichtungen systematisch erfasst und berücksichtigt. In der Pilotphase testeten Vertreterinnen und Vertreter der Zielgruppen die Lernangebote, gaben direktes Feedback und trugen so zur Optimierung der Materialien bei. Als Nebeneffekt wurde bei den Beteiligten das Interesse am Projekt und der Anwendung der Lernmodule im Berufsalltag gestärkt.

Das Schulungsprogramm ist in zwei Themenblöcke „Technologien“ und „Soft Skills“ aufgeteilt, in denen je sechs Aspekte des Onlinehandels behandelt werden. Unter anderem reichen diese vom Einsatz von Virtual Reality oder Künstlicher Intelligenz über Suchmaschinenoptimierung bis hin zu Zeitmanagement und kulturellen Kompetenzen. Die Lernmodule haben den gleichen Aufbau: Nach einer kurzen Einführung werden die Lernergebnisse aufgeführt, die durch einen theoretischen Teil und Erfolgsgeschichten erreicht werden sollen. Zum Abschluss wird der Lernerfolg mit verschiedenen Übungen überprüft. Darüber hinaus wurden E-Cards entwickelt, mit denen konkrete Szenarien durchgespielt werden können. Ergänzt wird dies durch verschiedene Video-Tutorials, beispielsweise wie ein Chatbot eingesetzt werden kann. Basierend auf einem Blended-Learning-Ansatz lassen sich die Inhalte sowohl im Selbststudium als auch in geleiteten Schulungsszenarien vermitteln.

Die Projektergebnisse liegen in Englisch sowie in den Partnersprachen Deutsch, Griechisch und Polnisch vor. Die mehrsprachige Projektwebseite erreichte bisher über 23.000 Besucher und wurde durch die Verbreitung über verschiedene Kommunikationskanäle begleitet. Zudem wurde bei der Gestaltung der Projektergebnisse Wert auf eine barrierearme Gestaltung gelegt, sodass die Materialien von möglichst vielen Lernenden genutzt werden können.

Wirkung auf die Berufsbildung und den Einzelhandel

Berufsbildungsanbieter erhalten mit dem Trainingsprogramm und der e-SELLER-Plattform ein frei zugängliches, praxisnahes Instrument für digitale Weiterbildung. Einzelhandelsunternehmen und Ausbildende können die Materialien zur Stärkung der digitalen Kompetenzen ihrer Beschäftigten nutzen und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere in ländlichen Regionen, fördern.

Die drei Dachverbände, die am Projekt beteiligt waren, die Chamber of Commerce and Industry in Katowice (Polen), die Association of Thessalian Industries & Enterprises (Griechenland) und der Westdeutsche Handwerkskammertag (Deutschland)) waren federführend in der Verbreitung und der nachhaltigen Anwendung der Projektergebnisse. Durch ihre Vernetzung mit lokalen Unternehmen, Berufsbildungseinrichtungen und politischen Gremien konnten die entwickelten Materialien zielgerichtet verbreitet und in bestehende Strukturen integriert werden.

Im Rahmen des Projekts wurden die Ergebnisse ebenfalls Vertretern aus der Landesregierung sowie dem Europäischen Parlament vorgestellt. Ziel war es, auf die Relevanz digitaler Kompetenzen im Einzelhandel hinzuweisen und Impulse für die Weiterentwicklung bildungspolitischer Strategien zu setzen. Eine zentrale Herausforderung bleibt jedoch die langfristige Integration der Projektergebnisse in reguläre Curricula der Berufsbildung.

Multiplikatorenveranstaltung

Nachhaltige Nutzung der Projektergebnisse

In allen drei Ländern werden die entwickelten Inhalte in laufende Weiterbildungsangebote übernommen, in Workshops verwendet und über digitale Plattformen sowie soziale Medien verbreitet. Durch die kontinuierliche Veröffentlichung von Informationsmaterialien sowie die Einbindung in nationale Bildungsnetzwerke wird angestrebt, die Reichweite des Projekts weiter zu erhöhen und die langfristige Wirkung zu sichern. Die Projektergebnisse sind derart aufbereitet, dass diese branchenübergreifend einsetzbar sind. Dadurch könnten sich Synergien mit weiteren Branchen und Bildungsbereichen entfalten, wie beispielsweise für das Handwerk.

Insgesamt zeigt e-SELLER, welchen Mehrwert eine engagierte europäische Kooperation trotz verschiedener Herausforderungen im Projektverlauf für die teilnehmenden Organisationen liefert und wie durch die praxisnahen, offen zugänglichen Bildungsmaterialien die digitale Qualifizierung im Einzelhandel gefördert werden kann.

Weitere Informationen

Bild im Text: 

  • © Peter Dohmen