Die Erasmus-Wälder in Mecklenburg-Vorpommern - Nachhaltigkeit als Thema in Erasmus+

Der Klimawandel macht sich in deutschen Wäldern stark bemerkbar. Immer häufiger stoßen Waldbesucherinnen und -besucher auf riesige Flächen von entweder abgestorbenen oder bereits gerodeten Waldflächen. So auch in Mecklenburg-Vorpommern. Was tun, um das heimische Waldökosystem resilienter zu machen? Welche Baumarten können neu angesiedelt werden? Dazu arbeitete das europäische Projekt „Kompetenzen zur Gestaltung von Änderungsprozessen in Europa“ gemeinsam mit Ungarn, Rumänien, Finnland und Portugal.

Viele Bäume haben Probleme mit den veränderten Bedingungen, besonders mit den langen und extremen Trockenperioden. Hinzu kommen stärkere Wetterphänomene wie Orkane oder Extremregen, der vom trockenen Boden nicht aufgenommen werden kann und zu Sturmfluten führt, die den ohnehin schon geschwächten Wäldern zu schaffen machen.

Auf diese Punkte geht auch der 7. Forstbericht des Landwirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern ein. In diesem heißt es unter anderem: „Der standortgerechte Waldumbau bringt die Eigenschaften des forstlichen Standorts mit den ökologischen Ansprüchen der Waldbäume in Übereinstimmung, weil diese in ihrem sogenannten Existenzoptimum am besten zurechtkommen. Diese Annahme beinhaltet, dass standortgerecht begründete Wälder am wenigsten Stress erleiden und sie deshalb besonders resilient sind.“ Wenn sich aber das Klima ändert – und langfristig wird für Mecklenburg-Vorpommern ein eher subtropisches Klima vorausgesagt – was bedeutet das für die Baumarten des Waldes der Zukunft?

Der 7. Forstbericht hat dafür auch einen Lösungsvorschlag: Durch die „assisted migration“ sollen Baumarten aus der Mittelmeerregion, dem Balkan und Vorderasien in den heimischen Waldökosystemen angesiedelt werden. Da diese Standorte bereits die Klimabedingungen haben, die für Mecklenburg-Vorpommern zukünftig prognostiziert werden, haben diese Baumarten gute Chancen den sich veränderten Bedingungen zu trotzen.

Doch welche Baumarten gedeihen in Mecklenburg-Vorpommern langfristig am besten? Gibt es regionale Unterschiede? Diese Fragestellungen wurden von der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft gemeinsam mit dem Regionalen Beruflichen Bildungszentrum des Landkreises Rostock und der Kreishandwerkerschaft Rostock-Bad Doberan als langjährige Erasmus+-Partner in der Berufsbildung aufgegriffen.

Wälder pflanzen mit Erasmus+

In dem Erasmus+-Projekt, in dem neben dem Forstbereich auch Lernende und Bildungspersonal aus anderen Ausbildungsberufen wie dem Metallbau die Möglichkeit für Auslandspraktika bekommen, wurde Bildungspersonal aus dem Forstwirtschaftsbereich nach Portugal entsendet, da dort bereits ein ähnliches Klima, wie es für Mecklenburg-Vorpommern prognostiziert ist, vorherrscht. Die geplanten Auslandspraktika der Lernenden mussten aufgrund von Corona verschoben werden.  

Vor Ort lernten die Teilnehmenden verschiedene Baumarten kennen, die den regionalen Klimabedingungen angepasst sind und damit potentiell langfristig auch in Mecklenburg-Vorpommern heimisch werden könnten.

Nach den Auslandspraktika spielt besonders die Lernortkooperation zwischen Schule und Ausbildungsforstämtern bei der weiteren Aufarbeitung und Umsetzung des Gelernten eine wichtige Rolle. Die Berufsschullehrer und -lehrerinnen, die an dem Aufenthalt in Portugal teilgenommen haben, erarbeiten mit den Auszubildenden der Fortwirtschaft Steckbriefe zu den möglichen Baumarten (zu den Themen Klima, Wachstumsrate, Schädlinge etc.). In den verschiedenen Ausbildungsforstämtern werden die in Frage kommenden Baumarten dann zusammen mit den Ausbildern und Ausbilderinnen, die ebenfalls nach Portugal gereist waren, in einem Erasmus-Wald gepflanzt, um langfristig beobachten zu können, welche Baumart wo am besten gedeiht. Auch innerhalb von Mecklenburg-Vorpommern gibt es regionale Unterschiede, so dass nicht jede Baumart für jeden Standort geeignet ist. Aufgrund dessen ist der zeitgleiche Aufbau von mehreren Erasmus-Wäldern in ganz Mecklenburg-Vorpommern an den verschiedenen Ausbildungsforstämtern so wichtig und hilfreich. Denn auf dieser Basis können die Forstämter standortspezifische Empfehlungen für mögliche Baumarten geben und Erkenntnisse und Empfehlungen sammeln, welche Bäume zukünftig flächendeckend in Mecklenburg-Vorpommern gepflanzt werden können.

Das Bildungspersonal lernt somit nicht nur während des Auslandsaufenthalts neue, derzeit in Deutschland nicht heimische Baumarten kennen, sondern gibt ihr Wissen im Rahmen eines praktischen Projektes, des Erasmus-Waldes, an die Auszubildenden weiter. Die Auslandsaufenthalte mit Erasmus+ haben somit eine langfristige Wirkung für die Forstwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern und von hier ausgehen, vielleicht auch für den Rest Deutschlands.