Internationalisierungsstrategie in NRW - EU-Geschäftsstellen unterstützen berufsbildende Schulen bei der 10 Prozent Strategie

Die Möglichkeiten als Auszubildender Lernaufenthalte im Ausland zu absolvieren werden immer vielfältiger. Das Wissen darüber verbreitet sich eher langsam. Das Land Nordrhein-Westfalen hat daher 2017 eine Strategie entwickelt, um das Thema Internationalisierung in der Berufsbildung bekannter zu machen. Wie steht es nach zwei Jahren um diese?

Strategie zur Förderung von Auslandsaufenthalten in der Berufsbildung

2013 wurde vom Deutschen Bundestag für ganz Deutschland ein Ziel definiert, die alle Beteiligten bestärken soll, kontinuierlich den Anteil der Auszubildenden mit Auslandserfahrungen zu steigern. Bis 2020 sollen demnach mindestens 10 Prozent der Auszubildenden in ihrer Ausbildung Auslandserfahrungen sammeln können.

Zwei Jahre später entwickelte die Bezirksregierung Köln ein Zertifizierungsangebot mit dem Leitziel „strategisch – beruflich – mobil“ für berufsbildende Schulen. Ziel war es im Raum Köln die Internationalisierung der Berufsbildung voranzutreiben und zu fördern. Im April 2017 gelang auf Landesebene ein weiterer wichtiger Schritt, um diesen Ziel näher zu kommen. Das Ministerium für Schule und Weiterbildung unterzeichnete den Runderlass zur Übernahme des 10 Prozent Ziels. So beschloss Nordrhein-Westfalen die internationale Zusammenarbeit in der europäischen Berufsbildung gesondert zu fördern. Es wurde in Zusammenarbeit des Ministeriums für Schule und Weiterbildung und der Bezirksregierungen ein Zertifizierungsangebot für international ausgerichtete Berufskollegs in NRW geschaffen.

Zertifizierungsangebot für berufsbildende Schulen in NRW

Die Zertifizierung erfolgt auf zwei Ebenen: Zum einen können Schülerinnen und Schüler die Zusatzqualifikation "Internationale berufliche Mobilität" erlangen. Die Qualifikation bindet internationale Aktivitäten in die didaktische Planung ein und bringt das Thema „Auslandsaufenthalt“ direkt in den Unterricht. Es handelt sich dabei um mind. 40 Unterrichtsstunden sowie der Anforderung eines betrieblichen Auslandspraktikums oder eines beruflichen Projekts im Ausland. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich so nicht nur theoretisch mit dem Thema, sondern können auch ganz praktisch Grenzen überschreiten und fremde Länder kennenlernen.

Zum anderen werden die berufsbildenden Schulen auch als Einrichtung gefordert und gefördert. Sie erhalten das Zertifikat, wenn sie eine gelungene Dokumentation ihrer strategischen Internationalisierung vorweisen und außerdem eine Quote von 10 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit der Zusatzqualifikation "Internationale berufliche Mobilität" auszeichnen konnten. 

Entwicklung der Internationalisierungsstrategie

Nach mehr als zwei Jahren der Erprobung zeigen sich viele Erfolge, die durch die Zertifizierung ermöglicht wurden. Die Zahl der absolvierten Auslandspraktika von dualen und vollzeitschulischen Auszubildenden ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Im Bundesdurchschnitt konnte 2019 etwa eine Quote von 7 Prozent erreicht werden. (Mehr Informationen dazu finden Sie im Journal Bildung für Europa - Nr. 2019-2020/31).

Aber auch die Fallstricke der ambitionierten Strategie werden deutlich. Die Benchmark von 10 Prozent der Schülerinnen und Schüler ist schwer zu erreichen und fordert viel Engagement und Einsatz aller beteiligten Akteure. Die Zahlen der in NRW verliehenen Zertifikate zur Zusatzqualifikation "Internationale berufliche Mobilität" sind steigend, differieren jedoch in den fünf Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Münster und Köln deutlich. 

Umsetzung in den Regierungsbezirken

Die EU-Geschäftsstellen passen sich an die jeweiligen Bedarfe ihrer Regierungsbezirke an. Die meisten verfolgen zunächst eine Informationskampagne. Diese sieht vor, die Berufskollegs zunächst an das Thema Internationalisierung in der Berufsausbildung heranzuführen.

Zu diesem Zwecke haben z. B. die EU-Geschäftsstellen der Bezirksregierungen Düsseldorf und Arnsberg Fortbildungsreihen konzipiert. Im Rahmen der Fortbildungsreihe „Düsseldorfer Seminare zu Erasmus+ Auslandsmobilitäten“ wird eine dreiteilige Fortbildung für alle interessierten Lehrkräfte angeboten. Themen sind hier vorrangig die Planung und Durchführung von Mobilitätsprojekten in der Berufsbildung, dazu besteht Gelegenheit zur Arbeit am eigenen Fördermittelantrag. Die Fortbildung „go international“ der EU-Geschäftsstelle in Arnsberg ermöglicht Lehrerinnen und Lehrern eine strategische Herangehensweise. Im ersten Jahr der zweijährigen Qualifizierung geht es um die Förderung der Internationalisierung durch die Entwicklung schulspezifischer Strategien an den Berufskollegs. Der Fokus im zweiten Jahr liegt dann auf der Etablierung und Leitung eines EU-Teams, sowie Methoden des Projektmanagements und damit einhergehend der weiteren Schulentwicklung

Zudem wurde gemeinsam ein Qualitätsrahmen und Leitfaden zur Durchführung von Lernaufenthalten und Praktika im Ausland entwickelt. Dieser soll der Qualitätssicherung dienen, indem er Elemente einer systematischen und strukturierten Durchführung beschreibt. Dies wird bspw. mit Hinweisen zur inhaltlichen Ausgestaltung der Lernaufenthalte und dem dazugehörigen Kommunikationsprozess mit internationalen Partnern erreicht. Das Dokument ist unter diesem Link abrufbar.

Da der Regierungsbezirk Köln schon seit 2015 seine Ausrichtung an der 10 Prozent Strategie verfolgt, konnten viele berufsbildende Schulen hier die Zertifizierung bereits erreichen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Weiteres Engagement der EU-Geschäftsstellen

Ein anderer Schritt bestand für die EU-Geschäftsstellen in Düsseldorf, Köln und Münster in der Beantragung der Erasmus+ Mobilitätscharta. Auf diesem Weg besteht für viele Berufsschülerinnen und Berufsschüler ein Zugang zu Auslandsaufenthalten. Durch die Mobilitätscharta wurde für die zuständigen Leitstellen der Lernaufenthalte der zeitliche Organisationsaufwand gesenkt sowie eine Form der Planungssicherheit geschaffen. Zudem wurden Aufenthalte für das Berufsbildungspersonal angeboten, so dass die Lehrkräfte auch auf diesem Weg Internationalisierung in die Berufsbildung bringen können.

Nicht zuletzt betreiben alle EU-Geschäftsstellen eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit sowie eine aktive Netzwerkarbeit zur Verbreitung des Themas. Beispielsweise mit der Zugehörigkeit zu dem EREIVET-Netzwerk (European regions enhancing cross-border learning mobility in Vocational Education and training), welches ein Verbund von 15 regionalen Schul- und Kultusbehörden aus 12 Ländern ist.

Alle diese Maßnahmen helfen dabei, Auszubildende den Traum vom Auslandsaufenthalt zu ermöglichen und das Thema in den Köpfen der Menschen zu verankern und sind damit ein großer Erfolg!