AWARE - Mehr Tierschutz durch Weiterbildung von Bio-Kontrolleurinnen und -Kontrolleuren - Good Practice

25.02.2019

Mit der wachsenden Bedeutung des Tierwohls bei Prüfungen in landwirtschaftlichen Betrieben stellt sich auch die Frage nach der Kompetenz der Auditor/-innen und Zertifizierer/-innen. Den Verantwortlichen im Projekt AWARE (Organic Inspector Trainings vor Animal Welfare) unter der Projektkoordination der Gesellschaft für Ressourcenschutz mbH (GfRS) war es deshalb ein wichtiges Anliegen, Kriterien zur Prüfung des Wohlergehens von Öko-Nutztieren zu vereinbaren und durch die Entwicklung eines Trainingskonzepts für Öko-Kontrolleurinnen und -Kontrolleuren eine Verbesserung des Tierwohls in der ökologischen Nutztierhaltung zu erzielen.

 

Tierwohl wird zunehmend zum Anliegen der Gesellschaft

In den vergangenen Jahren sind die Themen Tierschutz und Tierwohl verstärkt in den öffentlichen Fokus gerückt. Verbraucherinnen und Verbraucher zeigen ein stetig wachsendes Interesse an der Herkunft ihrer Lebensmittel und deren Produktionsbedingungen. Auch die europäische Verordnung 834/2007 und Vorgaben der Anbauverbände versuchen sicherzustellen, dass in der Öko-Landwirtschaft artspezifische Ansprüche berücksichtigt und ein hohes Tierschutzniveau gewährleistet wird. Trotz dieser Vorkehrungen wurden in den letzten Jahren auch in Öko-Betrieben immer wieder Defizite und Unregelmäßigkeiten entdeckt.

Hier setzte das Projekt AWARE an mit dem Ziel, bessere Tierschutzkontrollen durch entsprechenden Kompetenzaufbau bei Bio-Kontrolleurinnen und -Kontrolleuren zu gewährleisten. Neben der Vereinbarung tierbezogener Kriterien zur Prüfung des Tierwohls vereinheitlichte es den Ansatz zur Prüfung des Tierwohls in ökologisch wirtschaftenden Betrieben in den beteiligten Ländern.

Darauf basierend entwickelte das Projektkonsortium, das aus sechs europäischen Partnern aus Großbritannien, Italien, Polen und Deutschland bestand, ein entsprechendes Trainings- und Ausbildungskonzept. Dieses Konzept beinhaltet eine innovative Blended Learning-Methode, die E-Learning mit Präsenzphasen koppelt, praktische und theoretische Einheiten sowie Open Spaces, Selbstlernphasen und eine praktische Abschlussprüfung umfasst.

Die Ergebnisse des Projekts können nicht nur von Öko-Kontrolleurinnen und -Kontrolleuren, sondern auch von Veterinärinnen und Veterinären, Behördenvertretungen, Mitarbeitenden von Tierschutzverbänden sowie Kontrolleurinnen und Kontrolleuren der konventionellen Qualitätssicherung genutzt werden. Um Inspekteur/-innen eine höhere Sicherheit in Bezug auf die Kommunikation von Verstößen während der Kontrolle zu ermöglichen, wurden Querverweise der tierbezogenen Kriterien zu den entsprechenden Anforderungen der EU-Verordnung über die ökologische Produktion gezogen. Diese wurden sowohl in das E-Learning als auch in die praktischen Übungen integriert.

 

Blick nach Deutschland

Auch in Deutschland gibt es zunehmend Vorstöße, um das Thema Tierwohl in Praxis und Politik zu verankern. So konnte das Projekt AWARE auch auf der nationalen Ebene Fuß fassen und sich in den Diskurs einbringen: Ein konkretes Beispiel zur weiteren Nutzung der Projektergebnisse in Deutschland ist der Aufbau eines Hochschulzertifikatslehrgangs durch die HTW Dresden in Zusammenarbeit mit der GfRS. Der Kurs greift die Thematik der Schulung von Inspekteurinnen und Inspekteuren zur Beurteilung des Tierwohls anhand von tierbezogenen Kriterien auf. Ein erster Kurs am Zentrum für Angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden (ZAFT e. V.) wurde im Oktober 2018 durchgeführt. 

Im Rahmen eines nationalen Projekts im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums NRW werden aktuell die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung bezüglich des Tierwohls für verschiedene Tierarten weiter konkretisiert. Zusätzlich sollen mit dem neuen Projekt die Schnittstellen zum Tierschutz aufgezeigt werden, damit das Konzept zukünftig auch als Tierschutz-Frühwarnsystem fungieren kann.

Die Intensität, mit der das Thema in Gesellschaft und Politik diskutiert wird, zeigt, dass die Bereitschaft zur Auseinandersetzung und Neugestaltung besteht. Weitere Schritte, gerade auf politischer Ebene, werden nötig sein, um verpflichtende Maßnahmen in Sachen Tierwohl national zu fixieren und die bestehenden Zertifizierungsstrategien anzupassen.

 


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