DigiCon – Technologien auf der Baustelle von morgen in der Ausbildung von heute - aus der laufenden Projektarbeit

Aktuelle Herausforderungen für die Bauwirtschaft drücken sich in Slogans wie „Digitales Bauen” und “Baustelle 4.0” aus. Baufachkräfte müssen nun mit digitalen Technologien und Anwendungen umgehen können – von digitaler Kommunikation über das Handling mobiler Endgeräte bis hin zur Robotik am Bau. Hier setzt das Partnerschaftsprojekt Digital Construction for Europe (DigiCon) an.

Digitalisierung in der praktischen Berufsausbildung

Die Bedeutung des Digitalen und zugleich klimaneutralen Bauens – auch beim Sanieren in Gebäuden und Quartieren – wächst ständig. Zukunftsweisende, tragfähige und umsetzbare Digitalisierungsstrategien sind für die Unternehmen der Bauwirtschaft elementar, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und zu sichern.

Aufbauend auf den Ergebnissen der Partnerschaft „Fit for BIM“ hat das die BGZ Berliner Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit dazu veranlasst, die Kooperationspartnerschaft „DigiCon“ zu initiieren. Ziel des Projekts ist es, die Ausgestaltung der Digitalisierung in der Berufsbildung voranzubringen – am Beispiel der Bauberufe und die Kooperation mit Wirtschaft und Forschung zu stärken.

Zielgruppen sind Auszubildende, Lehrkräfte und Ausbildungspersonal sowie Akteure und Akteurinnen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung.

DigiCon wird von sechs Partnern aus drei EU-Mitgliedsstaaten unter Federführung der BGZ umgesetzt. Berufseinrichtungen und Hochschulen aus Deutschland, Polen und Belgien sind gemeinsam angetreten, um die digitalen Kompetenzen Auszubildender zu verbessern, die Digitalisierung der Bildungseinrichtungen voranzutreiben und die Kooperation mit Wirtschaft und Forschung zu stärken. Dabei werden sie durch Unternehmen, Verbände des Bausektors sowie Kammern und Innungen unterstützt.

Die Partnerschaft geht u.a. folgender Fragen nach:

  • Welche einzelnen Arbeitsprozessabschnitte können in der Ausbildung digital vermittelt werden und wie? Wo macht es Sinn?
  • Welche Unterprozesse gehören zu diesen Prozessen und an welcher Stelle können diese durch digitale Werkzeuge unterstützt werden?
  • Reicht die Digitalisierung als Hoffnungsträger der Innovationsexzellenz der Berufsbildung aus, um die Fachkräfte zu sichern? Was muss zudem beachtet werden?

Für die Ausarbeitung zukunftsträchtiger Angebote wurden dafür in Kooperation mit Baufirmen genaue Status Quo Analysen in den einzelnen Partnerländern durchgeführt, um zu verdeutlichen, wie weit digitale Elemente bereits in der Wirtschaft und insbesondere in der beruflichen Bildung umgesetzt wurden.

Handlungsszenarien für unterschiedliche Bildungssysteme

Eine Herausforderung war, den bisherigen unterschiedlich ausgeprägten Erfahrungen hinsichtlich des Digitalisierungsfortschritts und der Nutzung von digitalen Tools in didaktischer Arbeit in den Partnerländern mit unterschiedlichen Bildungssystemen zu begegnen und die Modernisierungspotenziale sichtbar zu machen.

Dafür wurden die Ausbildungsumgebungen je Partnerland und die typischen Szenarien entlang der Handlungsprozesse auf der Baustelle identifiziert und für die Weiterentwicklung drei exemplarische Handlungsszenarien festgelegt.

  • Herstellung einer Mauerwerkswand
  • Herstellung eines Stahlbetonbalkens/Stahlbetonträgers
  • Herstellung eines Dachstuhls

Für diese Handlungsszenarien wurden die jeweiligen Prozessschritte nach der Business Process Model Notation (BPMN) dokumentiert, um landesspezifische Besonderheiten besser erfassen zu können. Hierbei wurde auf eine Trennung von Prozess, Daten und Tools geachtet, damit der Einfluss der Digitalisierung besser deutlich gemacht werden kann.

Dies geschieht exemplarisch für folgende Berufe: Zimmerer/-in, Maurer/-in, Beton- und Stahlbetonbauer/-in, Hochbaufacharbeiter/-in und Bautechniker/-in. Dafür wurde eine einheitliche Darstellung grafisch aufbereitet.

Auf der Basis dieser Handlungsszenarien entstehen im Projekt Lernszenarien mit Anwendungsanleitungen. Die Partner zeigen konkrete Umsetzungsschritte auf, wie eine sinnvolle, machbare und nachhaltige Gestaltung der Digitalisierung in unterschiedlichen Ausbildungssystemen (schulisch, dual und eine Kombination aus beidem) realisiert werden kann.

Im Rahmen des Projektes werden die Prozessbeschreibungen, Lernmaterialien und Tools auf der Lernplattform Moodle der HTW Berlin zur Verfügung gestellt. Die übertragbaren Anwendungen (z. B. Augmented Reality) und Tools (z. B. digitale Bauakte) zum digitalen Bauen für die Berufsschulen, können zugleich von ausbildenden Betrieben genutzt werden.

Die DigiCon-Partner haben in die Projektarbeit neben den Bauexperten auch zuständige Behörden und Regulierungsstellen eingebunden. So kann die Partnerschaft mit Blick auf den „digitalen Wandel“ weitere innovative, übertragbare Handlungskonzepte für die erfolgreiche und Integration von Digitalisierung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung anbieten, wie z.B. einen Leitfaden zum Capacity Building für Berufsbildungseinrichtungen und modellhafte Digitalisierungsstrategien.

Stakeholder unterstützen den Ansatz

Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer Bauindustrieverband Ost e. V. .: meint

„Durch digitale Lernbausteine und innovative Bildungskonzepte werden Baufachkräfte befähigt, sich den Herausforderungen des digitalen und nachhaltigen Bauens zu stellen“.

Mit den DigiCon-Ergebnissen stehen den Betrieben neue moderne Strategiekonzepte zur Verfügung, die sie dabei unterstützen, flexibel auf technologische Neuerungen zu reagieren und ihre Ausbildungspraxis aufzunehmen. Die Nachhaltigkeit der übertragbaren Ergebnisse stärken der reale Bezug zu den Arbeitsprozessen auf der Baustelle 4.0 und die aufgebauten Netzwerkkooperationen. DigiCon trägt damit auch zur Exzellenz in der Berufsbildung bei.

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