Neue Instrumente für eine erfolgreiche Integration - Good Practice

Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren, kann eine große Herausforderung sein. Dies betrifft insbesondere weibliche Geflüchtete, da sie oft geringer qualifiziert sind als Männer und aus Ländern stammen, in denen ihre traditionelle Rolle ihnen weniger Möglichkeiten bietet, an öffentlichem oder beruflichem Leben teilzunehmen. Hinzu kommt für den Großteil der Frauen die Vereinbarkeit von familiären und beruflichen Pflichten. Für viele dieser Frauen ist somit eine Arbeitsaufnahme schwierig, und sie benötigen gezielte Unterstützung.

Berufsprofile für geringqualifizierte Berufe

Die Erasmus+ Strategische Partnerschaft „Job to Stay“ unter Federführung der Fachhochschule des Mittelstandes hat sich dieser Problematik angenommen und neue Instrumente entwickelt, um weibliche Geflüchtete langfristig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Tourismusbranche bietet hierfür zahlreiche Anknüpfungspunkte, da hier enormes Wachstumspotential besteht, ein hoher Bedarf an Fach- und Hilfskräften erkennbar ist und diese Branche seit jeher multikulturell besetzt ist.

Job to Stay-Berufsprofile

Ziel des Projektes war es, den Geflüchteten relevante Fertigkeiten und Kompetenzen zu vermitteln und einen qualifizierten Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Dazu formulierte das Projektkonsortium fünf ausgewählte Berufsprofile und Lernergebnisse (Job to Stay Job-Berufsprofile) auf EQR-Niveau 2 in der Tourismusbranche. Diese beinhalten auch kulturell basierte Kenntnisse (bspw. Sauberkeit, Hygiene, Arbeitskleidung, Arbeitshierarchien), Fertigkeiten (allgemeine und fachliche Sprachfertigkeiten im Beruf) und Kompetenzen (bspw. Kommunikation und Verhalten in sozialem und beruflichen Umfeld).

Die fünf Berufsprofile (Haushaltsassistent/-in, Küchenassistent/-in, Kochassistent/-in, Kellner/-in im Barbereich, Unterstützung beim Landschaftsmanagement) wurden aufgrund ihrer niedrigen Einstiegsbarrieren gewählt. Zugleich stellen sie die Felder mit dem größten Mangel an Fach- und Führungskräften dar.

Job to Stay-Qualifikationspass

Darauf aufbauend entstand der „Job to Stay-Qualifikationspass“ als Messinstrument zur Kompetenzfeststellung und -bewertung.

Er ermöglicht die Auswertung und Anerkennung von bereits erworbenen Kenntnissen, Fähigkeiten und Kompetenzen und kann von Arbeitgebern als auch von den Geflüchteten selbst verwendet werden. Er dient der Zuordnung der Teilnehmenden zu einem passenden Berufsprofil und dem Verständnis der eigenen beruflichen Entwicklung.

Der Qualifikationspass erfasst die Eckdaten einer Person, gibt einen Einblick in ihren sozialen und rechtlichen Status, gewährt einen umfassenden Überblick in ihre Ausbildung, ihren Beruf, ihre Berufserfahrung und ihre allgemeine Lebenserfahrung.

Guidelines für Job to Stay

Die „Guidelines für Job to Stay“ – speziell entwickelte Leitlinien – sollen als Orientierung für Arbeitgeber/-innen und alle Beteiligten als „Erste-Hilfe-Kasten“ dienen, um erste Einblicke in das Thema Integration zu erhalten.

Dazu gehören unter anderem:

  • rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen;
  • Pflichten und Rechte jeder beteiligten Partei;
  • vor oder während des Pilotversuchs erforderliche Trainingsmaßnahmen; Definition von Lernergebnissen und andere während des Pilotversuchs zu erreichende Ziele;
  • Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit zwischen Teilnehmenden, persönlichem Mentor, Arbeitgeber und dem „Team of Buddies“.

Green Paper: Empfehlungen

Das „Green Paper“ (engl.) fasst die bei der Projektdurchführung gewonnen Erkenntnisse zusammen und bietet Empfehlungen für politische Entscheidungsträger auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene. Zusätzlich enthält es als Best Practice 23 EU-Projekte, die sich mit demselben Ansatz beschäftigen.

 

Es profitierten alle

Die Hauptwirkung des Projekts „Job to Stay“ zeigte sich insbesondere in der beruflichen und persönlichen Entwicklung der Geflüchteten, die am Projekt teilnahmen. Gemeinsam mit den „Buddies“ (persönliche Mentoren/-innen) – die als Akteure eine Schlüsselrolle bei der Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt spielten –, aber auch den mit beteiligten Unternehmen haben sie ihr Wissen, ihre Fertigkeiten und Kompetenzen weiterentwickelt. 

Erfolgreiche Teilnehmerin

 

Für 47 Teilnehmende bedeutete diese Teilnahme eine Arbeitserfahrung im Tourismusbereich, die sie als ersten Nachweis ihrer beruflichen Praxis weiterverwenden können. Dies eröffnete ihnen neue Perspektiven und den Zugang zu einem Netzwerk mit den Mentoren/-innen, Arbeitgebern/-innen, Vertretern/-innen von Arbeitsmarktservices und Integrationsbeauftragten.

Unter den beteiligten Akteuren, Partnerorganisationen und insbesondere in den Unternehmen wurden Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund abgebaut. Das kulturelle Bewusstsein und die Sensibilität, die das Projekt „Job to Stay“ ansprach, wurden in allen Phasen des Projekts sichtbar.

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