Fit for BIM - Digitales Bauen in der Berufsausbildung - Good Practice

In der Bauwirtschaft geht nichts mehr ohne digitale Technologien, Systeme und Verfahren – wie dem „Building Information Modeling“ (BIM). Der Einsatz solcher digitalen Werkzeuge und Methoden verändert die Arbeit und die zukünftigen Anforderungen an Qualifikationserfordernisse. Durch BIM in der Planung und Organisation von Bauwerken verändern sich Arbeitstätigkeiten und Qualifikationsanforderungen der beteiligten Berufe. Insbesondere für die Bauzeichner/-innen wird mit einem weitreichenden Wandel gerechnet.

Die von der BGZ Berliner Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit mbH koordinierte Strategische Partnerschaft „Fit for BIM - Competences for Digital Construction in VET and Higher Education“ zielte darauf, digitales Bauen in die Berufsausbildung zu bringen und damit der Bauwirtschaft Fachkräfte mit einem tieferen IKT-Verständnis und breit angelegten berufsbezogenen digitalen Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen zuzuführen, welche weit über die bisher in der Ausbildung vermittelten Kompetenzen hinausgehen. Das umfasst sowohl IKT-Schlüsselkompetenzen als auch berufsspezifische digitale Kompetenzen wie den Umgang mit 3D-CAD (Computer Aided Design) und BIM.

„Fit for BIM“ brachte das Thema digitales Bauen (BIM, digitaler Zwilling, 3D) erstmals als Lerngegenstand in die berufliche Bildung. Die Innovation in der Partnerschaft im Projekt umfasst die drei Dimensionen: Technologie, Lerninhalte und strategischen Ansatz.

Im Rahmen des Projekts wurden eine Kompetenzmatrix, Lerneinheiten für Facharbeiter/-innen im Baugewerbe, technische Bauzeichner/Bautechniker/-innen (Assistenten) und Ingenieure/Fachplaner/-innen (Bachelor) sowie ein Verfahrensvorschlag zur Durchlässigkeit und Anrechnung von Kompetenzen erarbeitet. Zudem entstanden ein Fortbildungskurs für Ausbildungskräfte, ein Leitfaden zur Verankerung der neuen Lerninhalte in die Berufsbildung sowie Handlungsempfehlungen.

Kompetenzmatrix

Die Definition der Kompetenzanforderungen nach BIM erfolgte in enger Abstimmung mit führenden Unternehmen und Verbänden im Bausektor, die das Projekt als assoziierte Partner unterstützen.

Die Matrix zeigt konkret, welche Kompetenzen zukünftig in der Ausbildung zu vermitteln sind. Dabei wurden technologische Neuerungen und Änderungen in den Arbeitsprozessen im Zuge der Digitalisierung analysiert, daraus die zukünftigen Anforderungen an Baufachkräfte bei Bauplanung & Bauausführung abgeleitet und die erforderlichen Kompetenzen auf den jeweiligen Niveaustufen (EQR 4-6) beschrieben. Die Matrix bildete die Grundlage für die Arbeit an den Lerneinheiten.

Neue innovative Lerneinheiten

Die im Projekt entwickelten Lerneinheiten zu den innovativen Technologien rund um digitales Bauen/BIM für den Einsatz in der Berufsbildung bilden systematisch Arbeitsprozesse nach BIM (Bauplanung und Bauausführung) und den jeweiligen Kompetenzanforderungen in den Lernaufgaben ab.

Die neuen Lerneinheiten schließen gleichzeitig Kompetenzlücken auf drei Ebenen – Geselle/-in, Techniker/-in und Bachelor:

Fortbildungskurs für Ausbilder/-innen & Fachkräfte

Die Bausteine für den Fortbildungskurs orientieren sich an den Inhalten der Lerneinheiten, wie folgt:

  • Umgang mit digitalen Endgeräten im Klassenraum
  • CAD-Zeichnen und 3D
  • einfache BIM-Anwendungen
  • Ableitung von Daten aus dem digitalen Zwilling

Ausgewählte Bausteine sind für E-Learning geeignet, mit Lehrbriefen, Lernaufgaben und Tests zur Selbstbewertung.

Fortbildungskurs (PDF)

Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulbildung

Im Zuge der Veränderungen in den Tätigkeitsprofilen auf der Baustelle 4.0 gewinnt die Kommunikation im Bauprozess zunehmend an Bedeutung. Mit den Veränderungen der Rollen (z.B. vom Bauzeichner zum BIM-Modellierer) ist die strikte Trennung von Berufs- und Hochschulbildung nicht mehr zeitgemäß.

Die gemeinsam entwickelten und aufeinander abgestimmten Lerneinheiten für die drei Ebenen Facharbeiter/-in im Baugewerbe, Bauzeichner/Bautechniker/-in und Ingenieur/-in (Bachelor) entstanden entlang der für die jeweiligen Tätigkeitsprofile identifizierten Kompetenzanforderungen. Gleichzeitig wurden Prozesse zur Gestaltung der Übergänge zwischen den verschiedenen Ebenen und Arten der beruflichen Bildung (Transparenz & Durchlässigkeit) definiert.

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zeigte, dass Austausch und gemeinsames Lernen von Auszubildenden und Studierenden nicht nur möglich, sondern für ihre spätere berufliche Zusammenarbeit auf der Baustelle 4.0 extrem wichtig sind.

Dialog mit Akteuren aus Bauwirtschaft und Forschung

Nach der Abstimmung in der Partnerschaft stellten die Partner die jeweiligen Zwischenergebnisse relevanten Akteuren wie Bauverbänden, Kammern, Forschungsgruppen, Baufirmen in ihren Regionen/Ländern zur Diskussion. Diese Konsultation der Kompetenzbeschreibungen wurde nach standarisierten Rastern dokumentiert und an die gesamte Partnerschaft zurück gespiegelt.

Assoziierte Unternehmen haben u.a. an thematischen Workshops zur Praxistauglichkeit sowie Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulbildung teilgenommen, sich an Befragungen zum Handlungsbedarf beteiligt und Auszubildende zum einwöchigen, transnationalen Seminar in Posen im Oktober 2019 entsandt. Ziel dieses Workshops war die Erprobung und anschließende Evaluation von Lerneinheiten, die während des Projektes für Lernende und Lehrende entwickelt wurden.

Die Sensibilisierung der lokalen Betriebe wurde erreicht, viele Betriebe haben erst durch das Projekt ihren Qualifizierungsbedarf erkannt und reagieren sehr positiv auf die entstehenden Zusatzangebote zu BIM.

Auszubildende und Studierende bei der transnationalen Lernaktivität Oktober 2019

Die Strategische Partnerschaft zeigte in der europäischen Zusammenarbeit die Chancen für Handwerksbetriebe auf, die die Digitalisierung birgt. „Fit for BIM“ erstellte Modelle zur Einbindung digitaler Kompetenzen in die Berufs- und Hochschulbildung und leistet so einen Beitrag zur Fachkräftesicherung von morgen.

Weitere Informationen

Bild im Text: © PUT Poznan University of Technology