GastroINKLUSIV – Inklusive Lernmaterialien für eine nachhaltige Gastronomie - Good Practice

17.06.2019

Inklusion im beruflichen Fachunterricht birgt große Herausforderungen: Wie umgehen mit heterogenen Schülergruppen mit unterschiedlichen Niveaustufen? Wie sicherstellen, dass alle Teilnehmenden auf ihrem persönlichen Level mitgenommen werden, dass sie Lerninhalte für sich schlüssig verarbeiten und schließlich auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können? Die Strategische Partnerschaft „GastroINKLUSIV – Neue Modelle für inklusiven Fachunterricht an der Berufsschule“ hat sich diesen „Stolpersteinen“, mit Fokus auf das Themenfeld Gastronomie, angenommen: Das Projektkonsortium aus Berufsschulen, Bildungsakteuren und Unternehmen entwickelte Lernmodelle und formulierte Empfehlungen für Berufsschule und Unternehmen.

 

Nah am Lernenden, nah an der Praxis

Inklusiver Unterricht, das heißt gemeinsam lernen, unabhängig von vorhandenen Handicaps. Um dies zu ermöglichen, werden Ideen und Material benötigt, damit Lehrkräfte dies konkret und gewinnbringend in der Unterrichtssituation umsetzen können. So machte es sich das Projektteam – elf Partnereinrichtungen aus drei EU-Ländern – zur Aufgabe, Handreichungen für inklusiven Fachunterricht im Bereich Gastronomie zu entwickeln, die für eine möglichst breite Zielgruppe geeignet sind. Es entstand ein inklusives Lernmodell: Lernziele und -inhalte wurden erarbeitet und Lernmaterialien in Standard-, einfacher und Leichter Sprache entwickelt. Ergänzt werden die Materialien durch didaktische Anleitungen für die Lehrkräfte. Mit diesen Hilfestellungen an der Hand, kann Fachunterricht durchgeführt werden, der alle Auszubildenden erreicht und ihnen praxisnahe Einblicke und Kompetenzen vermittelt.

 

Blick „über den Tellerrand“

Neben vier Lerneinheiten zu den Themen Fleisch, Fisch, Gemüse und ressourcenschonendem Umgang mit Lebensmitteln umfassen die erarbeiteten Materialien auch das Planspiel „Hühner für Ghana?“ zu Geflügelexporten nach Afrika. Es lässt die Teilnehmenden selbst in die Rolle von Interessenvertretern/-innen schlüpfen und regt zu Diskussion und Kompromissfindung an. Der Blick über die eigene Lebensrealität hinaus, das Erkennen von neuen Zusammenhängen und die Interaktion mit den Mitspielenden vermag zu aktivieren und zu mehr Engagement – z.B. in politischen, sozialen oder interkulturellen Kontexten – zu motivieren.

Für das Projektteam war es ebenfalls Ziel, die Lehrenden an inklusiven Unterricht heranzuführen und hierzu Kompetenzen zu vermitteln. So entstand der „Leitfaden mit Empfehlungen zur Entwicklung von inklusivem Lernmaterial für den beruflichen Fachunterricht“. Interessierte erhalten hier Anregungen zur Entwicklung inklusiver Materialien sowie einer inklusiven Methodik und Unterrichtsgestaltung. Daraus können Lehrkräfte neue Perspektiven und Einblicke für ihren Berufsalltag herausfiltern.

 

Nachhaltiges Handeln fördern

In unserer globalisierten Welt gilt es zunehmend, das eigene Handeln zu reflektieren. Welche Auswirkungen hat mein (Konsum-)Handeln? Wie gehe ich schonend mit Ressourcen um? Auch diesen Aspekt griff das Projektkonsortium auf: Die erarbeiteten Materialien verbinden die Themen Nachhaltigkeit und Globalisierung mit Themen des Gastronomie-Fachunterrichts. Die Auszubildenden werden so für die Konsequenzen des eigenen Handels in Beruf und Privatleben sensibilisiert und erhalten neue Perspektiven auf ihr Berufsfeld.

 

Vorstoß mit Erfolg

Im Mai 2018 wurde „GastroINKLUSIV“, gemeinsam mit dem Projekt „Anders Wirtschaften – Globales Lernen für die Berufliche Bildung“, im Rahmen des Bildungskongresses WeltWeitWissen – Lernen für den Wandel 2018 mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.  


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