Common Vocational Training to Master in the Baltic Sea Region - Good Practice

19.06.2018

Mit 99 Prozent aller Unternehmen und rund 70 Prozent sämtlicher Arbeitsplätze sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) das Rückgrat der Wirtschaft – sie tragen Europa! Ihre guten Wachstumsaussichten werden begrenzt durch den Mangel an Fachkräften und insbesondere an Nachwuchsunternehmern. Bereits heute gehen mehr Arbeitsplätze durch gescheiterte Unternehmensübergaben verloren als neue durch Existenzgründungen entstehen.

Mit der Strategischen Partnerschaft „Common Vocational Training to Master in the Baltic Sea Region“ (Master BSR) werden mit der einheitlichen Meisterausbildung für den Ostseeraum neue Wege der Ausbildung von jungen Unternehmerinnen und Unternehmern erfolgreich beschritten.

Auf dem Weg zum "Meister"

Auf der Basis von Erfahrungen aus Deutschland und Norwegen haben acht Partner aus sechs Ostseeländern Curriculum, Lehrmaterialien und Prüfungsordnung für eine einheitliche, hochwertige Meisterausbildung entwickelt. Diese wurde an nationale Bedingungen angepasst und in Dänemark, Lettland, Litauen und Polen erprobt, evaluiert und implementiert.

Die Meisterausbildung besteht aus vier abgeschlossenen Teilen, die jeweils mit einem auf Basis offizieller Prüfungsordnungen und nationalem Recht anerkannten Weiterbildungsabschluss beendet werden:

  • eine berufsbezogene praktische Ausbildung mit 400 Unterrichtsstunden (35 Credit Points) und dem Abschluss “Recognised Technician”, z. B. Elektro-Technik.
  • eine berufsbezogene theoretische Ausbildung mit 950 Unterrichtsstunden (95 Credit Ponts). Der Abschluss “Technical Specialist” betrifft das jeweilige Berufsfeld der Meisterausbildung, z. B. Technischer Spezialist „Elektro“.
  • berufsübergreifend Betriebswirtschaft, Recht und Management mit 330 Unterrichtsstunden (35 Credit Points) und dem Abschluss “Business Administrator” (Betriebswirt).
  • berufsübergreifend Berufs- und Arbeitspädagogik mit 120 Unterrichtsstunden (15 Credit Points). Der Abschluss “Instructor” (Ausbilder) berechtigt zur beruflichen Ausbildung in Unternehmen.

Nach erfolgreicher Absolvierung der vierteiligen Ausbildung wird der Titel „Meister“ verliehen (EQR Niveau 6).

Um kontinuierlich gut qualifizierte Dozent/-innen für die anspruchsvolle Meisterausbildung bereitzustellen, wurde im Projekt ebenfalls ein Train-the-Trainer-Programm entwickelt, erprobt und evaluiert, das von Universitäten aus verschiedenen Ostseeländern implementiert und laufend angeboten wird.

Stakeholder betonen Bedeutung der Meisterausbildung

Vom 4. bis 6. Juni 2018 fanden in Riga Workshops sowie die abschließende internationale Multiplikatorenveranstaltung des Master BSR-Projektes statt, an der über 120 Personen aus allen Ostseeländern teilnahmen. Die Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Kammern, beruflichen Bildungszentren, Hochschulen und Universitäten bewerteten die Projektergebnisse sowie die Durchführung der Multiplikatorenveranstaltung sehr positiv.

Dr. Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, stellte auf der Konferenz fest, dass die Meisterausbildung höchste politische Priorität genießen muss und in allen Ostseeländern gesetzliche Regelungen nach dem Vorbild der deutschen Handwerksordnung unerlässlich seien, um duale berufliche Aus- und Weiterbildung erfolgreich zu realisieren. Diese Forderung fand großen Beifall aller Teilnehmenden.

Armands Liede, Präsident eines lettischen Handwerksverbandes, war überzeugt, dass die Meisterausbildung des Projektes entscheidende Beiträge zur Gewinnung hochqualifizierter Unternehmer leisten wird.

Mieczysław Lipowski, Präsident der Handwerkskammer Warschau, kommentierte die vorgestellten Projektergebnisse mit den Worten:

„Diese Meisterausbildung ist ein Meilenstein für die Entwicklung des polnischen Handwerks. Wir werden alles daransetzen, diese Unternehmerausbildung in allen polnischen Handwerkskammern künftig zu realisieren.“

Auch die Staatssekretärin des lettischen Bildungsministeriums Gunta Arāja war von den Projektergebnissen überzeugt, lobte die im Rahmen des Projektes von der Handwerkskammer Lettland gegründete Meisterschule und sagte deren staatliche Anerkennung zu.

Nachhaltige Nutzung der Ergebnisse nach Projektende

Nach Projektende wird die Meisterausbildung von der Handwerkskammer Dresden, dem International Business College, Dänemark, der District Guild of Crafts Small and Medium Enterprises – Employers in Wejherowo, Polen, der Public Institution Vilnius Builder Training Centre, Litauen, und der Latvian Chamber of Crafts angeboten. Weitere Bildungsanbieter aus verschiedenen Ostseeländern bereiten Implementierungen vor.