Green Erasmus in der Mobilität

"Green Erasmus" in der Mobilität - Programm unterstützt die Wahl umweltfreundlicher Reisemittel

Vielleicht fragen Sie sich, ob Nachhaltigkeit und Mobilität nicht geradezu gegensätzlich sind? Besonders der Flugverkehr ist für einen hohen Anteil des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Das hat auch die EU-Kommission erkannt und versucht seit 2020, mit ausgewählten Maßnahmen im Programm Erasmus+ gegenzusteuern. Statt auf Verbote setzt das Programm dabei auf Anreize durch zusätzliche Förderung von Reisetagen und Reisemitteln. Was genau bedeutet das? Normalerweise können für einen Auslandsaufenthalt bis zu zwei Reisetage, ein Tag vor und einer nach der Mobilität, beantragt werden. Um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass alternative Fortbewegungsmittel häufig mehr Zeit benötigen als das Flugzeug, wurden die Reisetage auf vier angehoben. So können Teilnehmende, die sich gegen das Flugzeug entscheiden, nun jeweils zwei Tage vor und nach der Mobilität beantragen. Zudem gibt es einen gesonderten Reisezuschuss, wenn umweltfreundliche Verkehrsmittel genutzt werden. Die Höhe hängt hier von der Distanz ab und bewegt sich zwischen 210 und 610 Euro. Zu den umweltfreundlichen, emissionsarmen Reisemitteln gehören Bus, Bahn oder auch Fahrgemeinschaften. Als Nachweis wird dabei eine ehrenwörtliche Erklärung dienen, die von der entsendenden Organisation und der Person, die den zusätzlichen Reisezuschuss erhält, unterschrieben wird. Dabei ist klar zu betonen, dass die Reise mit dem Flugzeug nicht verboten wird. Manche Orte sind ohne Flugzeug kaum zu erreichen oder die Wege so weit, dass auch eine verlängerte Reisezeit von zwei Tagen nicht ausreicht.

Wird das Angebot angenommen?

Im Jahr 2021 haben von 19 beantragten Kurzzeitprojekten in der Berufsbildung fünf für ihre Teilnehmenden Green Travel beantragt. In der Erwachsenenbildung waren es dagegen 16 von 21 Kurzzeitprojekten, die von der Extra-Förderung Gebrauch machen möchten. In der zweiten Antragsrunde 2021 waren es drei von sechs Anträgen in der Berufs- und fünf von elf in der Erwachsenenbildung. Auch im Rahmen der Mittelanforderung der akkreditierten Einrichtungen ist die Nachfrage nach Green Travel in der Erwachsenenbildung etwas höher als in der Berufsbildung. In der Erwachsenenbildung haben 15 von 19 Mittelanforderungen Green Travel beantragt. Insgesamt sind dies 511 von 806 beantragten Teilnehmenden. Bei der Berufsbildung sind es 149 von 228 Anträgen. 2735 von 9901 Teilnehmenden werden hier emissionsarm reisen. Teilnehmende sind hier sowohl Lernende als auch das (Bildungs-)personal. Es ist schön zu sehen, dass das neue Angebot angenommen wird. In Zukunft wird das Thema nachhaltiges Reisen in der EU-Kommission und auch in der Nationalen Agentur weiter an Bedeutung gewinnen. Langfristig müssen also weitere Antragstellende bzw. Teilnehmende davon überzeugt werden, einen aktiven Beitrag zur Reduzierung des C02-Ausstoßes zu leisten.

Weitere Möglichkeiten der Nachhaltigkeit

Auch wenn die Wahl der Reisemittel wohl den größten Einfluss auf die CO2-Bilanz einer Mobilität hat, gibt es noch andere Möglichkeiten, Nachhaltigkeit innerhalb der Leitaktion 1 zu verwirklichen und Green Erasmus umzusetzen. Zum einen kann das Thema Nachhaltigkeit in den Lerninhalten der Auslandsaufenthalte aufgegriffen werden. Ob es nun der Austausch mit den internationalen Partnern zu Nachhaltigkeits- und Klimaschutzthemen ist oder das konkrete Erlernen von Techniken, z.B. beim Umgang mit alternativen, klimaschonenden Rohstoffen, die Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Die Umsetzung lässt sich gut auf die Bedürfnisse der jeweiligen Einrichtungen und ihrer Teilnehmenden anpassen. Abgesehen von diesen konkreten Inhalten, können Auslandsaufenthalte auch dazu genutzt werden, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu stärken. Möglich ist dies zum Beispiel durch einen Themenblock innerhalb der inhaltlichen Vorbereitung der Teilnehmenden. So können Projektnehmer die Teilnehmenden den CO2-Fußabdruck ihrer Mobilität selber errechnen lassen. Dafür gibt es verschiedene Tools online. Vielleicht wären einige der Teilnehmenden dann eher bereit, eine längere Reise mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln in Kauf zu nehmen. Wir als Nationale Agentur würden diese Entwicklung sehr begrüßen und unterstützen Sie nach Möglichkeit bei der nachhaltigen Ausrichtung Ihrer Projekte.


Bildung für Europa - Nr. 2021/34: Green Erasmus: EU-Kommission setzt Fokus auf Nachhaltigkeit

Journal erschienen im Dezember 2021

Wie fügt sich Erasmus+ in den Green Deal der Europäischen Kommission ein? Wie kann man Mobilität und die europäische Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Einrichtungen so gestalten, dass auch das Programm zur Klimaneutralität beiträgt? Antworten auf diese Fragen und einen ersten Einblick in das Themenfeld Bildung und Nachhaltigkeit liefert das aktuelle Journal. Es präsentiert zudem Projekte, die bereits erfolgreich zur Förderpriorität gearbeitet haben.

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