Begegnung auf Augenhöhe - Mit Online-Kursen ältere Menschen an „intelligente Zuhause“ heranführen

Möglichst lange autonom im eigenen Zuhause zu bleiben, das ist für ältere Menschen ein wichtiges Ziel. Die in Erasmus+ realisierte Strategische Partnerschaft SmartyourHome unterstützt dies durch ein Online-Lernangebot mit Übungen und Konzepten für ein intelligentes Zuhause. Koordiniert wurde das Projekt mit Institutionen aus Deutschland, Italien, Rumänien, Spanien und Irland vom Institut für Lern-Innovation (ILI) an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg.

Manfred Kasper, Dezember 2020

Digitale Kompetenzen werden in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Sie fördern ein selbstbestimmteres Leben und leisten einen Beitrag zum aktiven Altern. Vor diesem Hintergrund startete im Oktober 2018 das Projekt SmartyourHome, das digitale Bildungsmöglichkeiten für ältere Menschen schaffen und diese zum Umgang mit einem intelligenten Zuhause (Smart Home) befähigen will. In einem solchen Smart Home sind verschiedene Geräte miteinander verbunden und in der Lage, miteinander zu agieren. Die Nutzerinnen und Nutzer können die Prozesse auf ihrem Computer, Tablet oder Smartphone steuern und so bestimmte Aufgaben rund um Ihr Zuhause automatisieren. Das erhöht Lebensqualität, Sicherheit und Komfort.

„Wir möchten, dass unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer von sich aus erkennen, was ihre Wünsche und Bedarfe sind und wie sie ihr Zuhause individuell gestalten können“, sagt Anne-Marie Lipphardt, Projektkoordinatorin am Institut für Lern-Innovation (ILI). Dazu wurde gemeinsam mit den europäischen Partnerinstitutionen eine Vorstudie zu Kompetenzen und Bedürfnissen von älteren Menschen im Bereich Smart Home durchgeführt. Die Partner sind alle im Bereich der Erwachsenen- und Seniorenbildung aktiv, ihre inhaltlichen Schwerpunkte reichen von Medien und Didaktik über Wissenschaft und Forschung bis zu technologischem Know-how und konkreten Erfahrungen in der Umsetzung derartiger Konzepte.“

Eine Online-Plattform mit vielfältigen Möglichkeiten

Ergebnis der gemeinsamen Arbeit ist eine praxisnahe Online-Lernplattform mit vielfältigen Schulungsmaterialien wie Lernvideos und interaktiven Übungen sowie verschiedenen Kursangeboten zum Thema. Dabei sollen die im Frühjahr 2021 startenden Kurse in bis zu 20 Personen großen Gruppen und einer festen Kursumgebung sowie einer vorgegebenen zeitlichen Struktur realisiert werden. Das sei alleine schon deshalb wichtig, weil nur so eine vertraute Atmosphäre entstehen könne, betont Lipphardt. Inhaltlich ist das Angebot sehr breit gefächert, je nach Wissensstand können einzelne Lern-Module ausgewählt werden, von Grundlagen für Einsteigerinnen und Einsteiger bis zu weiterführenden und spezifischen Informationen. Grund dafür ist der jeweilige Status quo in den beteiligten Ländern. Während am ILI bereits seit einigen Jahren Erfahrungen mit digitalem Lernen gemacht werden, sind die Interessen und das Vorwissen der Teilnehmenden in den Partnerländern sehr unterschiedlich.

Ein wichtiger Aspekt der Projektidee ist, dass alle Kurse tutoriell betreut werden. Dies geschieht durch Tele-Tutorinnen und Tutoren, interessierte ältere Menschen, die ihr Wissen weitergeben möchten und dazu eigens geschult werden. „Jede Lerngruppe wird von zwei Personen betreut“, erläutert Lipphardt. Dieses Prinzip sei ihr wichtig, weil es Qualität und Erfolg der Angebote gewährleiste und dazu beitrage, immer noch bestehende Barrieren gegenüber digitalen Lernformen abzubauen. Denn einerseits sei bei den älteren Menschen schon eine Offenheit für derartige Themen vorhanden, gleichzeitig bedürfe es jedoch einer intensiven Unterstützung und Motivationsarbeit durch die Tutorinnen und Tutoren, um Erfahrungen und Schwierigkeiten zurückspiegeln zu können und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer „mitzunehmen“. 

Luitgard Herrmann ist Tele-Tutorin. Die 60-Jährige arbeitet bereits seit 2010 ehrenamtlich für das ILI und hat seither jedes Jahr zwei Kurse betreut. An der geplanten Pilotierungsphase zum Projekt SmartyourHome wird sie als Teilnehmerin mitwirken. Der entscheidende Vorteil des Peer-Learningansatzes (Seniorinnen/Senioren schulen Seniorinnen/Senioren) liegt für sie darin, sich auf die Teilnehmenden und deren Themen und Fragen einlassen zu können. „Gerade Seniorinnen und Senioren gehen lieber irgendwo hin, um sich Dinge erklären zu lassen und langsam zu lernen. Vor diesem Hintergrund halte ich gerade beim digitalen Lernen das Zuhören und die Geduld für wichtig. Nur so können wir die älteren Menschen an die neuen Medien heranführen und ihnen Sicherheit und Vertrauen vermitteln. Wir müssen ihnen auf Augenhöhe begegnen.“

Anpassungen aufgrund der Corona-Pandemie

Die Planung des Projektes sah ursprünglich vor, die Pilotierung des im März 2021 beginnenden Kurses mit einem Präsenztreffen vor Ort zu starten. Hier sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich kennenlernen. Für die Mitte und das Ende des Kurses waren weitere Präsenztreffen geplant. Da dies aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich sein wird, haben Lipphardt und ihr Team umgedacht und werden alternativ virtuelle Treffen anbieten. Sowohl die Projektkoordinatorin als auch Luitgard Herrmann sind gespannt, wie das Ganze angenommen wird. Beide glauben, dass Corona auch im Bereich der Erwachsenen- und Seniorenbildung zu einem Umdenken beitrage. Dabei gehe es darum, wie Bildungsangebote unter den aktuellen Rahmenbedingungen angeboten und wahrgenommen werden könnten.

Zumindest für Deutschland hat Anne-Marie Lipphardt diesbezüglich ein gutes Gefühl, da die älteren Menschen hier sehr offen für neue Konzepte und Inhalte – zum Beispiel in punkto digitales Lernen – seien. Spannend werde die Situation bei den Projektpartnern, der Dialog dazu wird in den nächsten Monaten fortgesetzt. So wurden bei einem virtuellen Treffen im November bereits Details zu Abläufen und Inhalten der jeweiligen Kurse besprochen. In allen beteiligten Ländern werden die Ergebnisse der Pilotierung ausführlich evaluiert. Auf dieser Basis können dann entsprechende Anpassungen vorgenommen und die Kurse langfristig angeboten und etabliert werden.

Weitere Informationen

Mehr zum Projekt SmartyourHome erfahren Sie unter https://www.smartyourhome-project.ili.eu